Altfränkischer Wengert Randersacker

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Altfränkischer Wengert Randersacker
Altfränkischer Wengert Randersacker

Der Altfränkische Wengert Randersacker (Altfränkischer Weinberg Randersacker) ist ein im Juni 1988 eingeweihter Museumsweinberg in der Weinlage Randersackerer Pfülben auf Randersackerer Gemarkung. Der 800 Quadratmeter große Weinberg mit Biotop soll einen Eindruck vermitteln, wie der Wein in Franken zu früheren Zeiten weit vor Flurbereinigung und moderner Weinbautechnik gepflegt und angebaut wurde. Bewirtschaftet wird der Weinberg vom Altfränkischer Wengert e.V..

Lage

Die Weinlage Pfülben liegt nordwestlich von Randersacker. Der Altfränkische Wengert nimmt wiederum nur einen kleinen Teil der Einzellage ein und befindet sich in Steillage im oberen Hangbereich des Berges. Der naturbelassene Museumsweinberg ist eine Station des Randersackerer Weinwanderwegs, der Wissenswertes über den Weinbau bereitstellt.

Geschichte

Die Geburtsstunde des Altfränkischen Wengerts ist eng verbunden mit der Weinbergsbereinigung [1] des Randersackerer Pfülben in den 1980er Jahren: Es sollte eine Ausgleichsfläche im Rahmen der Bereinigung geschaffen werden, die als natürliche Schutzzone für Flora und Fauna fungiert. Für viele Winzer war die Planung dieser Aussparung inmitten der besten Ertragsparzellen zunächst befremdlich, schließlich hätte dieser Bereich bestens bewirtschaftet werden können. Dennoch blieb die Fläche Mitte der 1980er Jahre von den Planierarbeiten verschont. Hier entstand mit dem Altfränkischen Weinberg ein Wengert wie aus Großvaters Zeiten, mit typischen Elementen des fränkischen Weinbaus: Schildmauern, Steinriegel und Treppensteigen aus Muschelkalk, ein Kreuzschlepper sowie ein Dreifaltigkeitsbildstock als Zeichen der fränkischen Frömmigkeit sind ebenso Bestandteil des Wengerts, wie eine Sitznische mit Muschelkalkblöcken und daran angrenzender Staudenbepflanzung.

Im Juni 1988 wurde der Museumsweinberg eingeweiht und zählt damit zu den ersten dieser Art in Mainfranken. 1990 konnte erstmals Jungwein gelesen werden - das erste Ergebnis war mehr als zufriedenstellend. Auch die darauffolgenden Jahre fielen sehr gut aus. Seit Anfang der 2000er Jahre sorgt sich der Altfränkische Wengert e.V. um das Refugium. Gegenwärtig werden jährlich bis zu 500 Liter Wein durch die Vereinsmitglieder gelesen. In jüngerer Vergangenheit wurde der Verein dabei auch durch Schüler des Dag-Hammarskjöld-Gymnasiums unterstützt. [2]

Weinbau

Im Altfränkischen Weinberg Randersacker wird auf den Einsatz von Maschinen, Mineraldünger, Klärschlamm und Spritzmittel verzichtet. Die Arbeit - auch die Weinlese - geschieht noch extensiv in Handarbeit. Gerade deshalb ist der Museumsweinberg sehr arbeitsintensiv und wird nur auf einer kleinen Fläche mit unterhalten. Bewirtschaftet wird die Anbaufläche mit einem Qualitätsmischsatz mit wurzelechten Rebsorten in traditioneller „pfahlunterstützter Kopferziehung“. Dies steht im Gegensatz zu der heute in der Ertragswirtschaft üblichen „Stammerziehung mit Drahtrahmen“.

Der Mischsatz „Frentsch“[3] umfasst etwa 75% Riesling (371 Stöcke), 15% Traminer (65 Stöcke) und ergänzenden Rebsorten wie Gelber Silvaner (8 Stöcke), Weißer Gutedel (7 Stöcke), Grüner Muskateller (5 Stöcke), Ruländer (Grauer Burgunder, 5 Stöcke), Weißer Elbling (5 Stöcke), Blauer Spätburgunder (4 Stöcke), Blauer Silvaner (4 Stöcke) und Blauer Trollinger (3 Stöcke). Der Rebertrag galt nämlich einst als unberechenbar, Krankheiten und Schädlinge konnten mehr schlecht als recht bekämpft werden. Wurde früher die eine Rebsorte krank, konnte der Winzer darauf hoffen, dass andere Rebsorten im Wengert trotzdem ertragreich waren und den Verlust ausglichen. War eine Rebsorte frostgeschädigt, konnte die andere dem Winter möglicherweise besser überstehen. Ein gemischter Satz bedeutete somit eine Risikominimierung für den Winzer.

Neben dem Mischsatz beheimatet der Altfränkische Wengert auch die Bukettraube (Buketrebe) als lokale Besonderheit mit 164 Stöcken.

Gegenwärtig zählt der Wengert demnach in der Summe 641 Rebstöcke.

Natur

Die blaue Traubenhyazinthe, der Wiesenbocksbart, der nickende Milchstern, die germanische Schwertlilie, die Pimpinell-Rose, die Färberwaid/Färberkamillen oder auch die Königskerzen: Der Altfränkische Wengert ist ein Refugium für zahlreiche, teils sehr seltene Weinbergspflanzen. Bekannt ist der Weinberg vor allem für seine Weinbergstulpen, die den Hang immer im Frühjahr in ein Blütenmeer verwandeln. Mit dem Tulpenblütenfest widmet der Altfränkischer Wengert e.V. der stark gefährdeten Pflanze (Rote Liste) jährlich im April eine besondere Veranstaltung. Seltene Stauden wie Judendolde, Nieswurz und Osterluzei, Sträucher wie Johannisbeere und Bibernellrose sowie je ein Quitten- und Pfirsichbaum prägen das Biotop zusätzlich. Der Altfränkische Wengert ist deshalb auch Lebensraum für viele Tiere geworden, die Weinbergsmauern beheimaten zahlreiche seltene Reptilienarten.

Besucherhinweise

  • Es empfiehlt sich, den Altfränkischen Wengert im Rahmen einer Weinbergswanderung („Weinweg Randersacker“) zu besuchen. So findet man den Weinberg am besten und erhält an 30 Thementafeln interessante Informationen rund um den Weinbau.
  • Besonders sehenswert ist der Weinberg aufgrund seiner Blütenpracht im Frühjahr (März, April, Mai).
  • Da es sich bei vielen Pflanzen (Tulpen, Stauden etc.) um stark gefährdete Arten handelt, ist das Pflücken von selbigen Pflanzen im Weinberg verboten.

Veranstaltung

  • jährlich im April: Tulpenblütenfest

Bilder

Siehe auch

Literatur

  • Hans Breider: Das Buch vom Frankenwein. Stürtz, Würzburg 1974
  • Herbert Haas: Der Pfülben nach seiner Deformation. Abschied von einer fränkischen Weinkulturlandschaft. Randersacker 1985
  • Herbert Haas: Der Altfränkische Weinberg, ein Lebensraum der besonderen Art. In: 100 Jahre Weinbauverein Randersacker. Randersacker 1999, S. 41–44
  • Tilman Breuer: Weinberge als Denkmäler?. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, 1983.

Quellen und Weblinks

Einzelnachweise/Anmerkungen

  1. Flurbereinigung im Weinberg
  2. Main-Post: „Weinberg statt Schule: Gymnasiasten bei Lese am altfränkischen Wengert“ (8. November 2013)
  3. „Frentsch“ ist eine historische Bezeichnung für eine Gruppe an Rebsorten (gemischter Satz, Mischsatz). Der Mischsatz wird gelegentlich auch als „(Alt-)Fränkisch“ bezeichnet. Er ist hochwertiger als beispielsweise der „Huntsch“. Der „Huntsch“ ist ein Mischsatz für einen einfachen Landwein.

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