Bahnbetriebswerk Würzburg

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Ringlokschuppen I (2005, vor der Sanierung)
Ringlokschuppen I während der Sanierung
Drehscheibe des ehemaligen Ringlokschuppen II (2012)
Abriss des Ringlokschuppen III (2012)

Das Bahnbetriebswerk Würzburg, kurz Betriebswerk Würzburg (offiziell: Bw Würzburg 1), ist in den frühen 1890er Jahren entstanden. Das Betriebswerk hatte vor allem im Zeitalter der Dampflokomotiven eine große Bedeutung für einen reibungslosen Betriebsablauf und zählte mit drei Ringlokschuppen und dazugehörigen Drehscheiben zu den größeren Betriebswerken in Deutschland. Im Laufe der Zeit erfuhr der Standort Würzburg einen Bedeutungswandel, so dass der gegenwärtige Stellenwert im Betriebsablauf der Deutschen Bahn nur noch als gering anzusehen ist und letztendlich auch bauliche Veränderungen mit sich zog. Die aktuelle Bezeichnung des Betriebswerkes lautet Betriebshof Würzburg, [1] wobei von der Bahn als DB Regio Franken hauptsächlich noch ein Bereich westlich des Hauptbahnhofs (Äußere Pleich) als DB Regio Werk Würzburg genutzt wird. Das ursprüngliche Bahnbetriebswerk wird heute auch von privaten Unternehmen genutzt.

Lage

Das Areal im Stadtbezirk Grombühl wird begrenzt durch die Nordtangente (im Norden und Osten), die Füchsleinstraße (im Westen) und die Gleisanlagen nördlich des Hauptbahnhofs. Zufahrten zum Betriebsgelände gibt es von der Füchsleinstraße im Westen und von der Auverastraße im Osten.

Geschichte

Bereits 1867 wurden an der Stelle des Bahnbetriebswerkes zwei Ringlokschuppen (Lokrotunden) errichtet. Diese wurden jedoch etwa 20 Jahre später rückstandslos entfernt. Die Entstehungszeit des heutigen Bahnbetriebswerks Würzburg lag in den Jahren nach 1890. Ausschlaggebend war unter anderem die Entwicklung des Würzburger Bahnhofes zu einem wichtigen Eisenbahn-Knotenpunkt. Es entstanden drei Ringlokschuppen (Ringlokschuppen I-III bzw. Haus I-III) mit den dazugehörigen Drehscheiben gegenüber vom Hauptbahnhof Würzburg am Fuße des Steinbergs, der hierfür in einigen Bereichen abgetragen werden musste. Die Drehscheiben hatten 1892 eine Länge von 16 Metern, wurden 1896 durch 18-Meter-Scheiben ersetzt und trugen zehn Jahre später wiederum mit 20-Meter-Scheiben und ab 1930 mit 23-Meter-Scheiben den größeren Lokomotiven Rechnung. Ebenfalls um 1890 wurden Bekohlungsanlagen und weitere Lokbehandlungsanlagen errichtet. Untergestellt, befüllt und gewartet wurden hier anfangs vor allem die Baureihen S 3/5, S 3/6 01, 01.10, 03, 44 oder 45. [2]

Während des Bombenangriffs auf Würzburg am 16. März 1945 wurden vor allem die Ringlokschuppen II und III stark zerstört. Während Ringlokschuppen I wieder im Originalzustand aufgebaut wurde, wurde Ringlokschuppen III am Westende des Grundstücks 1948 als Beton-Konstruktion mit Ziegelfüllung neu errichtet. Der baufällige Ringlokschuppen II wurde ebenfalls in den 1950er Jahren komplett geschliffen - lediglich die Drehscheibe und die Gleise als Freistände blieben erhalten.[2] Das Betriebswerk beheimatete fortan nicht nur noch Dampflokomotiven, sondern auch Diesel- und Elektroloks. Infolgedessen wurde 1969 die Bekohlungsanlage abgerissen, 1977 wurde die Wasserversorgung eingestellt und bis 1985 der Wasserhochbehälter größtenteils entfernt. Erhalten geblieben ist lediglich noch die Gründung, die heute primär eine Funktion als Stützmauer der Nordtangente übernimmt.

Am östlichen Rande des Areals an der Nordtangente befand sich die 'Schwarze Kantine', die Betriebsküche der Deutschen Bundesbahn für die Beschäftigten des Bahnbetriebswerkes Würzburg 1. Das Gebäude ist noch erhalten und beheimatet nun Wohnungen.

Der Ringlokschuppen I mit seinem Schieferdach wurde in den 1990er Jahren unter Denkmalschutz gestellt und 2009/2010 umfangreich saniert. Nicht denkmalgeschützt war der Ringlokschuppen III mit einer Grundfläche von 3700 Quadratmetern. Dieser verfiel nach der Stilllegung Anfang der 1990er Jahre zunehmend - die Deutsche Bahn investierte nicht mehr in den Erhalt. Bestrebungen, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen und einer kulturellen Nachnutzung zu unterziehen scheiterten. Als großes Hindernis stellten sich dabei Altlasten (Pestiziderückstände) im Boden heraus, die eine mögliche Gefahr für die Bahnhofsquellen darstellten sowie Asbestrückstände. Am 3. September 2012 begann die Deutsche Bahn mit den Abrissarbeiten - mittlererweile wurden der Lokschuppen und die davor befindliche Drehscheibe komplett entfernt. [3]

Aufgaben, Betrieb

Am umfangreichsten waren einst die Arbeiten zur Zeit der Dampflokomotiven: Diese wurden im Betriebswerk mit Betriebsstoffen gefüllt (Wasser, Kohle, Bremssand), gewartet, gereinigt, untergestellt und repariert. Mit dem Aufkommen von Diesel- und Elektrolokomotiven und damit immer wartungsärmeren Schienenfahrzeugen wurden die Betriebswerke überflüssiger. Die bahntechnische Bedeutung ist heute auch dadurch gering, da die meisten Fernzüge Würzburg nur durchfahren und ein Lokwechsel aufgrund der Elektrifizierung sämtlicher Hauptstrecken nicht mehr nötig ist.

Städtebauliche Bedeutung

  • Der östlich gelegene Lokschuppen I ist aus den frühen 1890er Jahren und steht unter Denkmalschutz. Das originale Mauerwerk kombiniert Kalksteinsockel, Ziegelmauerwerk und Sandstein - das Dach hat eine Schieferdeckung.
  • Der Lokschuppen III am Westende des Betriebswerks war ein wichtiger Bestandteil des Bahnhofs Würzburg, der in seiner ursprünglichen Form um 1910 entstanden ist. Der Lokschuppen wurde im Zweiten Weltkrieg komplett zerstört und 1948 als Beton-Konstruktion mit Ziegelfüllung in der Dimension leicht vergrößert wieder aufgebaut. Er gab zusammen mit dem Lokschuppen I dem Bahnhof einen hohen Wiedererkennungswert, wie es typisch für viele Technikdenkmale in Deutschland ist. Der Arbeitskreis Studierende für Denkmalschutz setzte sich deshalb besonders für den Erhalt des Bauwerks ein. Da das Gebäude jedoch nicht unter Denkmalschutz stand, konnte die Deutsche Bahn den Ringlokschuppen im Herbst 2012 ohne größeren Widerstand abreißen.
  • Nördlich des Betriebswerkes am Hang zur Nordtangente befindet sich - schwer zugänglich - ein kleiner Turm in Ziegelbauweise. Dieser Beobachtungsstand hat drei Beobachtungsöffnungen und diente im Zweiten Weltkrieg zur Beobachtung und zum Schutz (Flug- und Brandwache) der Bahnanlage.

Siehe auch

Pressespiegel

Literatur

  • LOK Magazin 6/2011: Endstation Würzburg (Geschichte des Bahnbetriebswerkes Würzburg von den Anfängen bis in die Gegenwart)
  • Matthias Fuhrmann (Hrsg.): Deutsche Bahnbetriebswerke 11: DB Direktion Nürnberg, Bahnbetriebswerk Würzburg. Loseblattsammlung, München, 1990er Jahre.
  • Heinrich, Peter; Schülke, Hans: Bahnknotenpunkt Würzburg. Das große Bahnbetriebswerk in Unterfranken. Freiburg (EK-Verlag), 1990.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wikipedia: Information zur DB Regio Franken
  2. 2,0 2,1 Information auf wuerzburg-fotos.de (privat)
  3. BR Studio Franken: Gefahr oder Denkmal? Bahn reißt in Würzburg alten Lokschuppen ab (Weblink defekt)
  4. Die Kohle wurde mit einer Waggon-Kippvorrichtung auf Förderbänder geschüttet und dann über einen Schrägaufzug in den 350 Tonnen fassenden Hochbunker befördert. Eine vollständige Befüllung des Bunkers dauerte etwa sechs bis sieben Stunden. Im selben Gebäude war auch eine Besandungsanlage untergebracht. Im Anschluss an die Bekohlungsanlage gab es Schlackengruben ("Schlackensumpf"), wo gleichzeitig bis zu sechs Maschinen entschlackt wurden. Die Schlacke wurde wiederum mit einem großen Kran geleert, der notfalls ebenfalls zur Bekohlung von Dampfloks diente.
  5. Der 1922 errichtete Wasserbehälter hatte ein Fassungsvermögen von 18.000 Kubikmeter und diente der Versorgung von 26 Wasserkränen. Gefüllt wurde er über Pumpen mit Mainwasser. Um 1950 wurde eine Wasserenthärtungsanlage in Betrieb genommen.

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