David Schuster

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Senator David Schuster

David Schuster (* 26. Mai 1910 in Bad Brückenau; † 8. Oktober 1999 in Würzburg) war Kaufmann, Senator im bayerischen Senat und von 1958 bis 1996 amtierender Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg und Unterfranken.

Leben und Wirken

Kindheit und Jugend

David Schuster wurde als jüngstes Kind und einziger Sohn des Ehepaares Julius Schuster und Auguste, geborene Strauß, am 26. Mai 1910 in Bad Brückenau, Ludwigstraße 4 geboren. Sein Vater kam von Sterbfritz (Hessen) und seine Mutter aus Schöllkrippen (Kahlgrund). Julius Schuster war Kaufmann (Textil- und Schuhhaus) und handelte auch mit Baumaterialien, Kohle, Petroleum und Holz. Ab 1921/22 führte er das Centralhotel in der Unterhainstraße 8.

David Schuster besuchte von 1920 bis 1924 die Oberrealschule in Würzburg und erlernte auf der israelitischen Präparandenschule in Höchberg (Handelsabteilung) das Wissen über die Textil- und Schuhbranche. Nach dem Abschluss stieg er in das elterliche Geschäft ein. Bereits im Jahre 1933 wurde von der Brückenauer NSDAP das Centralhotel der Familie Schuster beschlagnahmt mit folgender Begründung: „Wir haben mit dem heutigen Tage Ihr seitheriges Anwesen Central-Hotel für unsere Zwecke adoptiert und mit unserem Wahlspruch (Heil Hitler) versehen. Gemeinnutz geht vor Eigennutz. Dies mag Ihnen ein Trost sein.“ [1] Nachdem zu Beginn des Dritten Reiches auch die jüdischen Geschäfte boykottiert wurden, verlegten Julius und David Schuster daraufhin ihre Geschäfte vor allem auf die Landwirtschaft.

NS-Zeit und Auswanderung

Im September 1937 wurden Julius und David Schuster verhaftet und ins Gefängnis von Brückenau gebracht, anschließend in das Konzentrationslager Dachau. Der Grund war offensichtlich ein Betrugsvorwurf, den zwei Wildfleckener Bürger ihnen wegen Grundstücken machten. Das Verfahren wurde am 28. Februar 1938 niedergeschlagen. Julius Schuster hatte die strittigen Grundstücke bereits am 7. Oktober 1937 auf dem Notariat Brückenau den Beteiligten zuschreiben lassen, wobei erkannt wurde, dass die Kaufpreise längst bezahlt waren. Trotzdem kamen Julius und David Schuster nicht gleich frei.

Zwischen Juni und Oktober 1938 wurden Vater und Sohn von Dachau ins Konzentrationslager Buchenwald verbracht und im Dezember 1938 unter der Auflage freigelassen, das Land innerhalb weniger Tag zu verlassen. Brückenau durften sie nicht mehr betreten. Am 17. Dezember 1938 meldeten sie sich bei der Gestapo Würzburg, fuhren am 19. Dezember 1938 nach München, am 20. Dezember über Salzburg, Rosenbach Richtung Triest, um dort am 21. Dezember 1938 das Schiff nach Palästina zu nehmen. Mit Julius und David fuhren auch Mutter Auguste und Käthe.

David Schuster und seine Familie ließen sich in Haifa nieder. In Haifa lernte David seine Frau kennen: Anita Susanna Grünpeter, geboren am 14. November 1914 in Laurahütte (Oberschlesien). 1953 heirateten sie. Am 20. März 1954 wurde der erste Sohn Josef Fritz geboren (mittlerweile Internist in Würzburg und Präsident des Zentralrats der Juden [2] und Leiter der jüdischen Gemeinde in Würzburg).

1956 wagte die Familie Schuster die Rückkehr nach Deutschland. Die Vorhut bildete Julius Schuster. Er erkundete die Lage, meldete sich am 1. Februar 1954 von Haifa kommend in Brückenau an und reiste am 17. Juli 1954 wieder nach Haifa zurück. David Schuster zog 1956 nach Würzburg und meldete sich am 16. April 1958 in Brückenau an (bzw. am 2. Juli 1960 mit Frau und Sohn). Sein Vater Julius meldete sich am 2. Juni 1959 von Würzburg kommend in Brückenau an.

Rückkehr nach Deutschland

Auf die Überwindung von Enttäuschungen und anderen Emotionen soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden. David Schuster verbitterte nicht. Die Wunden des Dritten Reiches war auch in Brückenau nicht vernarbt. David Schuster musste wieder Leuten gegenübertreten, die seiner Familie und ihm im Dritten Reich großen Unrecht angetan hatten. Hinzu kam, dass um 1950 der JRSO (The Jewish Restitution Successor Organisation) [3] mit Sitz in Nürnberg [4] aller jüdische Besitz übertragen wurde, der im Dritten Reich von Deutschen gekauft nochmals bezahlt werden musste. Dies sorgte in manchen Orten für großen Wirbel. Wie dies im Fall des Besitzes von David Schuster aussah, ist nicht bekannt (wieweit die JRSO z.B. David Schuster Geld gegeben hat usw.).

David Schuster war zwar in Brückenau gemeldet, hier lag auch sein Besitz, aber er wohnte vor allem in Würzburg. Er erhielt einen Lehrauftrag für Jüdische Geschichte an der Universität Würzburg und wurde 1958 zum ersten Vorsitzenden der israelitischen Kultusgemeinde Würzburg und Unterfranken gewählt. Nachdem er zunächst dem Präsidium angehörte, war er von 1971 an erster Vizepräsident des Landesverbands der israelitischen Kultusgemeinden in Bayern, zuletzt wurde er im Januar 1997 wiedergewählt. Er gehörte außerdem der Ratstagung des Zentralrats der Juden in Deutschland an, war Gründungsmitglied und Vorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Unterfranken und saß von 1976 bis 1981 im Bayerischen Senat.

Am 8. Oktober 1999 starb David Schuster unerwartet nach dem Freitagabend-G"ttesdienst [5] in den Räumen der Israelitischen Gemeinde.

Im Nachruf auf David Schuster sagte der Würzburger Oberbürgermeister Jürgen Weber: „David Schuster war ein Mann, der jedem die Hand gereicht hat. Seine Verdienste um Versöhnung zwischen Juden und Christen können nicht hoch genug geschätzt werden.“ [6]

Das religiöse Wirken David Schusters wird von seinem Sohn, Josef Schuster, fortgesetzt.

Ehrungen und Würdigungen

Posthume Würdigung

Heute erinnert noch der David-Schuster-Weg am Jüdischen Friedhof im Stadtbezirk Lengfeld und die staatliche Realschule seines Namens im Stadtbezirk Frauenland an sein Leben.

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Einzelnachweise und Erläuterungen

  1. Main-Post: „Ein Streiter für Toleranz und Verständigung. David Schuster wird 75 Jahre alt.“ (25. Mai 1985)
  2. Nähere Informationen zum Zentralrat der Juden bei Wikipedia [1]
  3. Nähere Informationen zum Jewish Restitution Successor Organisation bei Wikipedia [2]
  4. Vgl. zur JRSO: David Schuster: Die jüdischen Kultusgemeinden in Bayern nach 1945 in: Frankenland, Sonderheft, Würzburg 1978, 31 - 37, 33 (hier nur der Blick auf den Besitz der ehemaligen jüdischen Gemeinden)
  5. G"tt: Schreibweise für den Gottesnamen, der von frommen Juden nicht ausgesprochen wird.
  6. Main-Post: „Die Tür zur Synagoge weit aufgestoßen. Senator a.D. David Schuster gestorben“ (11. Oktober 1999)
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