Fränkisches Luitpoldmuseum

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Maxstraße 4 (1913)
Luitpoldmuseum (1914)
Ruinen des zerstörten Luitpoldmuseums (1945)

Das von 1913 eröffnete Fränkische Luitpoldmuseum war der Vorläufer des Mainfränkischen Museums (Museum für Franken).

Entstehung

Die Anfänge der Sammlungen reichen zurück bis in das 19. Jahrhundert. Das „Antiquarium“ des Historischen Vereins für den Untermainkreis, der 1831 begründet worden war und auf die Sammeltätigkeit Würzburger Bürger zurück geht, war die erste öffentliche Kunstsammlung der Stadt. Das Interesse des Publikums gab Anlass, unmittelbar benachbart seit 1849 auch die Kunstsammlungen der Stadt zu zeigen. Die Museumsräume befanden sich zunächst bis 1852 im Hof Katzenwicker. Nachdem dieser zum Abbruch bestimmt worden war, siedelten die Kunstwerke 1859 über in die auf dem Grundstück des Hof Katzenwickers erbaute Maxschule und ab 1877 in den sogenannten Karussell-Saal im Nordoval der Residenz. 1893 wurde auf Anregung von Regierungspräsident Friedrich Graf von Luxburg der Fränkische Kunst- und Altertumsverein gegründet, der die Errichtung eines „Fränkischen Museums“ fördern sollte. [1] All diese Entwicklungen führten schließlich 1913 zur Gründung des „Fränkischen Luitpoldmuseums“ (benannt nach dem in Würzburg geborenen Prinzregenten Luitpold von Bayern). Das Fränkische Luitpoldmuseum integrierte die Sammlungen der Stadt, des Historischen Vereins und des Fränkischen Kunst-und Altertumsvereins zu einer gemeinsamen Schausammlung.

Räumlichkeiten

Für das Museum wurde das spätklassizistische Gebäude des ehemaligen Chemischen Instituts in der Maxstraße 4, das von der Stadt Würzburg 1896 erworben worden war, nach Entwürfen des ersten Museumsleiters August Stoehr umgestaltet. In diesen Räumlichkeiten fanden die Sammlungen zunächst eine magazinartige Aufstellung. Nach dem Umbau des Gebäudes öffnete das Museum am 17. Mai 1913 erstmals seine Pforten. 1931 wurde es nach Plänen des damaligen Direktors Professors Clemens Schenk um eine Riemenschneider-Halle erweitert.

Spätzeit und Zerstörung

1939 wurde der Name des Museums in „Mainfränkisches Museum Würzburg“ geändert. Dieser wurde später für das nach 1945 wieder errichtete Museum übernommen.

Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde das Museumsgebäude durch eine schwere Sprengbombe völlig zerstört. Ein Großteil der Bestände wurde dabei vernichtet. Ein Wiederaufbau am ursprünglichen Platz war inmitten der zerstörten Stadt undenkbar. Für die durch rechtzeitige Verlagerung geretteten bzw. die aus dem Schuttberg ausgegrabenen und vielfach beschädigten Kunstwerke gab es zunächst keine adäquate Bleibe. [2] [3]

Präsentation (1930)

Dr. Fritz Knapp fasst die Präsentation des Museums im Jahr 1930 wie folgt zusammen [4]:

Das Fränkische Luitpoldmuseum (Städtische Sammlungen), aus Beständen des Kunst- und Altertumsvereins und des Historischen Vereins, 1913 eröffnet. Ausgezeichnete Sammlung unterfränkischer Kunst.

Garten rechts: Halle mit Gartenfiguren aus Veitshöchheim von Ferdinand Tietz; tanzende Paare Jahreszeiten, Kindergruppe u.a. (1765); das Flotteste und Lockerste an Würzburger Rokokoplastik.

Links hinten im Garten: In eigenartigem Gegensatz zu dieser impressionistisch leichten Manier und dem in Licht Gelösten die herbe, strenge Gebundenheit romanischer Plastik vom Neumünster-Kreuzgang (Nordflügel, um 1180), wo die Figuren noch hart linear und flächig in den Stein eingebunden sind; andere Reste spätromanischer und frühgotischer Architektur sind hier dazugebaut zur Schaffung eines Kreuzganggartens, in dem Max Dauthendey nach seiner Heimholen aus Java begraben wurde.

Treppenhaus: Barockes Geländer, Stuckdecke aus dem Huttenschlößchen, frühes Rokoko (1725), Gemälde neu (Sperlich); unten Kindergruppen, Liebespaare u.a. von P. Wagner; links: Grabstein des Tilman Riemenschneider (+ 1531) von seinem Sohn Jörg.

Raum 1: Prunkmöbel, Einbauschrank (1715); eingelegter Schrank (etwa 1730); Zunfttruhe der Metzger (1734) u.a.

Raum2: Decke aus Unterzell um 1700; schwarzer Tonofen (etwa 1700); astronomische Uhr (Planetarium), gearbeitet von dem Maler Johann Zick1760; Taschenuhren, Volkstrachten.

Raum 3: Eisensammlung. Beschläge, Gitter Schlösser, Stempelpresse, Schlüssel 1740 von Georg Oegg, von dem ein Porträt und der Künstler bei der Arbeit von G. A. Urlaub. In Vitrine: Meßwerkzeug, 1713 von Balthasar Neumann mit Proportionsmaßen der drei Ordnungen.

Raum 4: Zunfturkunden, Truhen, Embleme.

Raum 5/7: Jagdwaffen, Armbrüste, Gewehre, Pistolen, Rüstungen, Uniformen, Fahnen u. a. Decke: Vier Allegorien; Malereien auf Leinwand aus Schwäbisch-Hall um 1700.

Raum 11 f. in Umbau für den Riemenschneidersaal.

I. Stock, Raum 12: Miniaturen, Inkunabeln, Ex libris u. a.

Raum 13 bis 18: Wichtigste Säle, mittelalterliche Plastik und Malerei. C. W. Martin, schwäbischer Maler um 1500; plumpe Steinmadonna um 1550; Adam und Eva am Sockel, unterfränkisch; an der Tür: Kniender Ritter (Seinsheim) mit Frau, Renaissance 1591. Holzschnitzarbeiten: Flügelaltar mit Pieta um 1525. Der hl. Jakobus, empfindsame Bewegung, Riemenschneider nahestehend, mit Anklängen an Veit Stoß; Palmesel um 1520; Madonna, hochaufgerichtet, um 1520.

Raum 14, Gemälde: Altarflügel (Mitte Holzfiguren), weibliche Heilige und Predella, zart in Farbe von Martin Schwarz von Rothenburg. Steinplastik: Grabstein der knienden Magdalena von Leonrod (1483), etwas unbewegt; Verkündigung von 1484, etwas plump, vgl. Verkündigung an der Marienkapelle. Holzschnitzarbeiten: Bewegtes Relief des Todes der Maria, an V. Stoss erinnernd; feiner Christus mit Weltkugel (zwischen Fenstern), würzburgisch, um 1480; schöne Figuren der Riemenschneider-Werkstatt: Realistisch ausdrucksvoller hl. Hieronymus (ohne Bart); zwei Diakone, ausgezeichnet stilisierter Faltenwurf; feine Bischofsfigur (in Ecke).

Raum 15: Tür-Tympanon aus Dettelbach, 1506 Riemenschneider-Werkstatt; feiner Christus auf Palmesel um 1490; Madonna (auf Säule), datiert 1457, beide Holz; Steinarbeiten: In Nische, wo spätromanische Säulenkapitelle, u. a. frühgotischer Kopf, Türschlussstein aus dem 1319 gegründeten Bürgerspital; ausdrucksvolle Trinidad von 1350 (cf. Wolfskehlstein, Dom); feine, trauernde Maria um 1410 (Holz); hochaufgerichtete, schlanke Alabastermadonna, farbig, um 1380. In weiterer Nische: Cyriakusfahne von 1260; Altarflügel, bedeutende Würzburger Malerei um 1490, zwei weibliche Heilige. Apostel in Sandstein um 1310; links: Zahlreiche Steinmadonnen von 1330-1500; mittlere aus Oberzell von 1370 (ist Hohenlohestein, Dom); Oberkörper eines Christus in Ton um 1420.

Raum 16: Rechts Steinmadonna um 1280; in Nische spätromanische Kapitelle; Taufstein mit Taufe und Steinrelief (in Ecke), Traum des hl. Martin darstellend, ausgezeichnete Arbeiten um 1180 aus Neustadt a. M. Über Tür: Tympanon, etwas plump, Maria und beide Johannes, wohl von Stift Haug stammend (um1200). Links: Byzantinische Stickerei (XI. Jahr), der mysteriöse Flug Alexanders des Großen auf dem Greifen.

Raum 17: Riemenschneidersaal (neuer Saal im Bau begriffen). Am Fenster: Hl. Anna (von Selbdrittgruppe) aus Aschaffenburger Gegend um 1490; links: Riemenschneider Holzschnitzwerke; in Vitrine schöne Doppelmadonna (um 1505); hl. Sippengruppe; zwei Leuchterhaltende Engel, hochaufgerichtete Maria, klagend, von einer Kruzifixgruppe um 1510, monumental; in Vitrine hl. Stephanus, thronend (um 1505), vorzügliche Arbeit von großer Delikatesse; Anna-Selbdrittgruppe. Steinarbeiten: In Nische Apostelfiguren von den Strebepfeilern der Marienkapelle; am Fenster Adam und Eva, vom Südportal der Marienkapelle (1493), berühmtes Frühwerk; Tisch aus Eichstätt, Gestell 1506 von Riemenschneider.

Raum 18: Klagender Johannes um 1480; Erzengel Michael, Werkstatt des Veit Stoß; zwei Kirchenväter, barocke Gotik (um 1530). Madonnenrelief in Stein, frühe Renaissance (um 1530), Kirchengeräte, -gefäße, Paramente u.a.

Durch Treppenhaus zu Raum 19: Schwere gotische Truhen (1500 bis 1535). Gemälde: Auferstehung Christi, M. Wohlgemuts-Werkstatt 1463; Altarflügel; hl. Valentin und hl. Christophorus, Art Meisters von Meßkirch; Anbetung und Verkündigung von nordschwäbischem Meister.

Raum 20: Kiliansmartyrium um 1540; Möbel u. a.

Raum 21: Stuckdecke aus Sandhof (1546); Keramik: Krug mit Relief von Paulus Breunig aus Nürnberg (1548); schöne Barockschränke u. a.

Raum 22: Ausgezeichnete Sammlung fränkischer Fayencen und Porzellane. Vertreten sind: Hanau, Frankfurt, Höchst, Damm, Aschaffenburg, Ansbach, Bayreuth, Nürnberg, Amberg u. a.

Raum 23: Medaillen und Möbel.

Raum 24: Ofenkacheln, Möbel.

Raum 25: Zinkgerät, Möbel.

Raum 26: Gläser, Möbel.

Raum 27: Schönes Zimmer B. Neumanns von 1724 aus dem Fichtelhaus (Bronnbachergasse).

Raum 28: Zimmer im Zopfstil mit gemalten Tapeten an den Wänden. Christus an der Säule von P. Wagner; Buchsbaumschnitzereien von Witz (1700 ff.); Schreibschrank Friedrich Karls von Schönborn aus der Residenz (von 1746), ausgezeichnete, etwas überladene Arbeit mit Elfenbeinintarsien.

Raum 29: In Vitrinen, zahlreiche kleine Modelle P. Wagners für die Stationen am Käppele u. a.

Raum 30: Schlafzimmer aus dem Huttenpalais; feinstes Frührokoko (1725); Fußboden später (1770). Schöne Bettstatt.

II. Stock: Ausgezeichnet,, gut geordnete prähistorische Sammlung. Kulturgeschichtliches in weiteren Zimmern.

Parterre: Raum 42/43: Jüdische Kultgegenstände der Synagoge aus Kirchheim (XVIII. Jahrh.).

Raum 44/45: Weinmuseum mit alten Keltern, Fässern u. a.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Hanswernfried Muth: Ein Spiegelbild mainfränkischer Kunst und Kultur. Die Entwicklung des Mainfränkischen Museums zum Landesmuseum Unterfrankens und seine Schätze, in: 15 Jahrhunderte Würzburg, hrsg. v. Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 333-339, S. 336
  2. Hanswernfried Muth: Mainfränkisches Museum Würzburg. 1. Auflage, Schnell & Steiner, Regensburg 1994
  3. Hans-Peter Trenschel: 150 Meisterwerke aus dem Mainfränkischen Museum Würzburg. 1. Auflage, Mainfränkisches Museum, Würzburg 1997
  4. Fritz Knapp: Würzburg. 1200 Jahre Deutscher Kunst. Ein Rundgang. Druck und Verlag Universitätsdruckerei H. Stütz A.G. Würzburg 1930
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