Holztor

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Holztor (um 1911) mit dem Gasthaus Zum Matrosen und dessen Stallungen
Holztor vom Main gesehen (1902)
Holztor mit Holzhof (ca. 1900)

Das Holztor (ursprünglich Rotes Tor), das am heutigen Standort Kärrnergasse 12 stand, war Teil der Stadtmauer am Mainufer.

Namensgeber

Vor dem Holztor, am Mainkai, war die Landungsstelle für Brennholz und der Holzmarkt. [1]

Geschichte

Das Holztor wurde im Rahmen der Stadtbefestigung im Jahre 1280 errichtet. Die sogenannte Mainmauer zog westlich der Karmelitengasse zum inneren Pleichacher Tor. Unterhalb der Alten Mainbrücke - und ebenso oberhalb - lief die nördliche Mainmauer zunächst in leichter Biegung zum Mühltor und Holztor und ließ hier ein breites Ufergelände frei [2], was damit zusammenhängt, dass hier schon seit frühester Zeit ein Schiffslandeplatz und damit auch der Stapelplatz des Handels war, der mehr Raum beanspruchte. Dieser Uferstreifen diente den Anwohnern, namentlich den Büttnern und Kärrnern, als Arbeits- und Lagerplatz. Vor dem Holztor spielte sich seit alten Zeiten der Handel mit Holz und Holzkohlen ab, die als Heizmaterialien dienten und meist zu Schiff transportiert wurden. Wegen dieser Tätigkeiten auf dem Ufergelände war die Mainmauer dort von mehreren Toren und Pforten durchbrochen. Dazu gehörte auch das Holztor.

Das Holztor trug ursprünglich den Namen Rotes Tor [3], wurde aber schon im 15. Jahrhundert daneben als Holztor bezeichnet, so dass mancherlei Verwechslungen mit dem früher ebenso genannten Mühltor möglich sind. Seit dem 15. Jahrhundert setzt sich aber der Name Holztor immer mehr durch, während das ursprüngliche Holztor nunmehr Stockhaus-, Fleischbänken- und noch später Mühltor hieß. Durch die Verwendung beider Namen Rotes Tor und Holztor nebeneinander, kann es leicht Verwechslungen geben, wenn keine nähere Lagebezeichnung vorliegt, doch ist im 15. und 16. Jahrhundert der Name Rotes Tor gebräuchlicher.

Wiederaufbau nach 1945

Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 brannte die Bebauung aus, das Tor blieb erhalten. Im Zuge des Wiederaufbaus entstand hier 1956 eine neue Häuserzeile mit Wohnungen. Die kleinteilige Struktur des Viertels wurde stark verändert. Anstelle des einstigen Holztores wurde auf der Hochwasserschutzmauer ein langgestreckter, dreigeschossiger Bau mit Satteldach errichtet. An das einstige Holztor erinnert ein modern gestalteter Erker, der sich über alle Stockwerke erstreckt, mit einem Fußgängerdurchgang von der Kärrnergasse zum Mainkai. Auf dem Erker, der mit einem Sgrafitto - an die Mainfischerei erinnernd - versehen ist, befindet sich die Aufschrift: „1280 - Porta Lignorum - 1956 - Das Holztor“. So hat man, im Gegensatz zum nahe gelegenen Mühltor, die Erinnerung an das einstige Holztor festgehalten. [4] [5] Durch Erker und Inschrift sollen eine historische Kontinuität angedeutet werden, obwohl eigentlich alles rigoros verändert wurde.

„Grumbacheinfall“

Eine unheilvolle Rolle spielte das Holztor beim Grumbacheinfall im Jahre 1563. Wilhelm von Grumbach, dessen Knecht Fürstbischof Melchior Zobel von Giebelstadt auf dem Weg zur Festung Marienberg mit einer Gruppe Bewaffneter überfallen und erschossen hatte, wollte seine Güter, die durch den Fürstbischof konfisziert worden waren, um jeden Preis zurück.

„So ließ er durch einen Spion die Lage in der Stadt auskundschaften und überfiel im Morgengrauen des 4. Oktober die ahnungslose und schlecht bewachte Stadt. Seine Söldner schlichen sich von Norden her am Schneidturm vorbei im seichten Wasser längs der Mainmauer und dem flachen Schwemmgelände bis zum verschlossenen, aber unbewachten Roten Tor, sägten den Riegelbalken durch und drangen in die Stadt ein. Der Überfall kostete derselben 16 Tote und schwere Opfer, bis die beutegierigen Scharen nach acht Tagen wieder abzogen. Diese Katastrophe fachte den Eifer an, Wehr und Wachen zu verstärken, doch er erlahmte bald wieder. Das Rote Tor wurde damals sogar zugemauert [6], aber dieser Zustand blieb wohl nicht lange, denn der Ausgang war nur schwer zu entbehren.“ [7]

Bildergalerie

Siehe auch

Quellen und Literatur

Einzelnachweise

  1. Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 3. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1923, S. 169
  2. Uraufnahme im geoportal.bayern.de/bayernatlas
  3. Urkunde aus dem Jahre 1328, Hauptstaatsarchiv München, Hochstift Würzburg, Nr. 5008, wo ein Haus, gelegen „uf dem Sande bi dem Roten tor“ genannt ist.
  4. Fränkisches Volksblatt: „An das Holztor erinnert nur noch ein Erker“ (1. Juni 1963)
  5. Das Sgrafitto und die Aufschrift stiftete der Verschönerungsverein Würzburg e.V. im Jahre 1956.
  6. Stadtarchiv Würzburg, Akt 1671
  7. Franz Seberich: Die Stadtbefestigung Würzburgs. Die mittelalterliche Befestigung mit Mauern und Türmen. Mainfränkische Hefte 39, Hrsg.: Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte, Würzburg 1962, S. 160

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