Johann Peter Schaidthauf

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Johann Peter Schaidthauf (* 27. Juni 1707 in Raisting, unweit des Klosters Wessobrunn bei Dießen am Ammersee; † 27. Oktober 1794 in Neresheim) war ein Marmorier, Altarbauer und Stuckateur [1] des Barock.

Leben und Wirken

Peter Schaidthauf stand ganz in der Tradition der Wessobrunner Schule [2], zu denen die Raistinger gezählt wurden. Am 25. Januar 1735 heiratete er „Apollonia Rosina Ruech aus Dithethoven bei Tettenschwang” in Bayern. Sein Beruf wurde bei der Hochzeit mit „gypsator” angegeben. Bei der Geburt seines ältesten Sohnes wurde er Stukkator und Söldner genannt. Peter Schaidthauf betrieb einen kleinen Bauernhof, war also zugleich Handwerker und Landwirt. An den Geburtsdaten der sechs Kinder wird ersichtlich, dass Schaidthauf den Sommer über als „Saisonarbeiter” in der Fremde war und nur in der kalten Jahreszeit zu Hause weilte [3].

In Franken wirkte Peter Schaidthauf zum ersten Mal 1739 im Prämonstratenserkloster Gerlachsheim, in dem bis ca. 1746 seine größte Altarfolge entstand. Die Bildhauerarbeiten an allen Seitenaltären eingeschlossen der Zieraten stammen vom Mergentheimer Bildhauer Anton Grimbach, mit Ausnahme der Figuren am Sebastianus- und Josephsaltar, die von Ferdinand Tietz gefertigt wurden, der auch am Hochaltar der Kirche Heilige Schutzengel und St. Jakobus der Ältere in Gaukönigshofen mit Peter Schaidthauf zusammen arbeitete.

Im Einflussbereich der Prämonstratenserklöster Oberzell und Gerlachsheim sowie in der benachbarten Deutschordensresidenz Mergentheim war Peter Schaidthauf zuletzt im Jahre 1751 tätig. Nach 1751 ist Peter Schaidthauf nicht mehr direkt in Franken nachweisbar. 1779 lebte er in Hohenheim bei Neresheim [4] im Ostalbkreis im Osten von Baden-Württemberg, wo sein Sohn Thomas zum Klosterstukkator avanciert war. Im Traumatrikel von Thomas Schaidthauf ist eigens über seinen Vater vermerkt „quem ars anaglypica adhuc alit”, d.h. „den bis heute die Marmorierkunst nährt”. [5] Peter Schaidthauf übte also noch mit 73 Jahren seinen Beruf aus und war lange Jahre bis zum Ende seines Lebens an der Ausstattung der Klosterkirche Neresheim tätig, welche Balthasar Neumann erbaut hatte. Peter Schaidthauf starb am 27. Oktober 1794 im Alter von 88 Jahren und 5 Monaten.

Werksverzeichnis

 Entstehungsjahr  Ort  Kunstwerk  Foto
1739 Gerlachsheim [6] Barockkirche Heilig Kreuz (ehemalige Klosterkirche): Kreuz- und Immakulataaltar
1741 Bad Mergentheim Spitalkapelle St. Martin: Hochaltar und Einfassung der Chorfenster mit Stukkaturarbeit
1742 Gerlachsheim Barockkirche Heilig Kreuz (ehemalige Klosterkirche): 2 Seitenaltäre
1742/43 Gaukönigshofen Heilige Schutzengel und St. Jakobus der Ältere: Stuckmarmoraufbau des Hochaltars [7]
1744/45 Oberdürrbach Pfarrkirche St. Josef (alt) (Dürrbachtal): Hochaltar
1746 ca. Gerlachsheim Barockkirche Heilig Kreuz (ehemalige Klosterkirche): weitere 4 Seitenaltäre
1746 Bad Mergentheim Sala Terrena (Schloss): 2 Kamine und 4 Türen, 2 große Bögen im Saal [8]
1746 Lauda Stadtpfarrkirche St. Jakobus der Ältere: Marmorierung der Altarmensen [9] [10]
1751 Oberlauda [11] Marmorierung des Hochaltarmensen und des Taufsteins in der katholischen Kirche St. Martin
1751 Lauda Stadtpfarrkirche St. Jakobus der Ältere: Marmorierung der Nebenaltäre und des Taufsteins
1751 Gaukönigshofen Heilige Schutzengel und St. Jakobus der Ältere: 2 Seitenaltäre

Quelle und Literatur

  • Georg Menth: Die Bildhauerfamilie Auwera in Aub. Aubanusverlag, Wolfratshausen 1987, S. 284 ff.

Einzelnachweise und Hinweise

  1. Stuckateur, Stukkateur (offizielle Bezeichnung in Österreich und in Deutschland; italienisch-französisch), Gipser (Berufsbezeichnung in Süddeutschland, gängige Bezeichnung in der Schweiz; Verputzer oder Putzer im Norddeutschen), ist die Berufsbezeichnung für einen im Innenausbau und an Fassaden tätigen Bauhandwerker und den dazugehörigen Ausbildungsberuf. Die Berufsbezeichnung im süddeutschen Gesellenbrief lautet: Gipser und Stuckateur. Nähere Informationen bei Wikipedia [1].
  2. Der Begriff Wessobrunner Schule wurde erst 1888 von den Kunsthistorikern Gustav von Bezold und Georg Hager geprägt. Wessobrunner Schule bezeichnet eine Vielzahl von Kunsthandwerkern und Künstlern (großteils Stuckateure), die ab Ende des 17. Jahrhunderts in den Werkstätten der Benediktinerabtei Wessobrunn in Oberbayern ausgebildet wurden. Nähere Informationen bei Wikipedia [2].
  3. Pfarramt Raisting, Matr. fol. 147; weitere Geburtseinträge: Johann 15. Febr. 1682, Thomas 12. Dez. 1735, Anna 8. Sept. 1738, Theresa 4. Okt. 1740, Joh. Bapt. 9. Nov. 1745, Birgit 7. Okt. 1751.
  4. Nähere Informationen zur Abtei Neresheim auf deren Internetseiten [3].
  5. P.P. Weissenberger: Die Kirchenbücher der Pfarrei Neresheim als heimatgeschichtliche Quellen. in: Schwäbische Heimat, 1963, S. 17 ff.
  6. Gerlachsheim ist ein Stadtteil von Lauda-Königshofen, etwa 40 km südwestlich von Würzburg.
  7. Pfarramt Gaukönigshofen, Gotteshausrechnung 1743, fol. 39; nur der Akkord mit Ferdinand Tietz hat sich erhalten.
  8. Staatsarchiv Ludwigsburg B 231/3285 Nr. 753, 18. Juli 1746
  9. Pfarramt Lauda, Gotteshausrechnung 1746, fol. 49; 1751, fol. 36. Der Stuckmarmor wurde bei der Restaurierung nach dem Krieg abgeschlagen und hervor kam ein Ranaissancetaufstein, gestützt von einem Löwen mit dem Wappen des Fürstbischofs Johann Gottfried von Guttenberg.
  10. Informationen zur Stadtpfarrkirche St. Jakobus der Ältere siehe auf deren Internetseiten [4].
  11. Oberlauda ist ein Stadtteil von Lauda-Königshofen (Main-Tauber-Kreis).
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