Karl Hackstetter

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Karl Hackstetter (* 1876 in Bamberg; † 17. Juni 1932 in Würzburg) war Architekt, Regierungsbaumeister und fränkischer Luftsportpionier.

Leben und Wirken

Hackstetter studierte Architektur an der Technischen Hochschule München und absolvierte ein Referendariat zur Vorbereitung auf eine Tätigkeit als Baubeamter im bayerischen Staatsdienst. Mit 28 Jahren bestand er 1904 das zweite Staatsexamen und kam als Bauassessor zur königlichen Universitäts-Bauinspektion Würzburg. Bereits 1907 verließ er den Staatsdienst für eine Anstellung als fürstlicher Baumeister in der Verwaltung der Fürsten Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, die ihm anscheinend größeren Freiraum für den Ballonsport ließ.

Fränkischer Verein für Luftfahrt

Auf Inititative von Hackstetter fand am 12. Mai 1905 die Gründung des Fränkischen Vereins für Luftfahrt (FVL) statt. Bereits im Gründungsjahr traten 142 Mitglieder bei. Zunächst diente der aus Augsburg geliehene Ballon „Augusta Vindelicorum“ als Fluggerät. 1906 wurde ein eigener Ballon angeschafft und „Franken“ genannt. Es handelte sich um einen gelben kugelförmigen Gasballon, der 1.700 Kubikmeter fasste. Am 12. September 1906 wurde das Fluggerät mit einer wissenschaftlichen Hochfahrt bis auf 5.500 m eingeweiht. Mit dabei war ein Universitätsprofessor, der an den Insassen in unterschiedlichen Höhen Untersuchungen vornahm. Startplatz war anfangs der Sanderrasen, später zug man auf den Viehmarktplatz um, wo eine bessere Gasleitung zum Befüllen des Ballons zur Verfügung stand. 1910 ersetzte ein neuer Ballon „Franken II“ das Vorgängermodell. Er musste jedoch bei Kriegsausbruch 1914 an die Heeresverwaltung abgegeben werden. Insgesamt hatten mit den Ballonen 77 Fahrten mit 209 Passagieren in Würzburg und anderen Städten stattgefunden. Die gefahrene Gesamtstrecke belief sich auf ca. 12.000 km. Auf Betreiben von Hackstetter kam es ab 1919 zu einem Wiederaufleben des Vereins. Gemeinsam mit Schülern der Fliegerschule von Heinrich Nopitsch wurde Mitte der 1920er Jahre auch Gleitflug betrieben. Hackstetter arbeitete zu dieser Zeit als Kreisleiter der Technischen Nothilfe Bayerns (einer Vorgängerin des Technischen Hilfswerks).

Sozialer Abstieg

In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre kehrte Hackstetter aus unbekannten Gründen und wohl ohne rechte Überzeugung wieder zum Bauwesen zurück. 1929 wurde er zum Direktor der Nürnberger Niederlassung der erst 1928 gegründeten „Wirtschaftshilfe“ AG für Verwaltung und Finanzierung (mit Sitz in Frankfurt am Main) ernannt. Das Unternehmen betätigte sich in der Immobilienwirtschaft und trat auch als Bausparkasse auf, die den Bau von Eigenheimen in Ober-, Mittel- und Unterfranken und der Oberpfalz finanzierte. Am 31. Juli 1929 verzog Hackstetter nach Nürnberg. Mit der wenige Monate später einsetzenden Weltwirtschaftskrise geriet auch die „Wirtschaftshilfe“ in Schwierigkeiten, die Ende 1931 in ein Konkursverfahren mündeten. Hackstetters Tätigkeit für das Unternehmen endete schon nach weniger als einem Jahr, bereits am 25. Juni 1930 kam er mit seiner Familie nach Würzburg zurück und bezog eine Wohnung in der Erthalstraße 38. Im Alter von 56 Jahren war er nun arbeitslos und mangels finanzieller Rücklagen ein Fall für die Fürsorge. Kurzzeitig leitete Hackstetter das Erwerbslosenheim der Stadt Würzburg in der Bibrastraße. Am 17. Juni 1932 starb er im Juliusspital nach einer Magenoperation und hinterließ Ehefrau und Kinder in prekären Verhältnissen.

Ehrungen und Auszeichnungen

1925 erhielt er den Titel Landesbaurat, den der Freistaat Bayern damals ehrenhalber verlieh. Welche seiner Verdienste damit geehrt wurden, ist bislang nicht bekannt.

Posthume Würdigung

Nach ihm wurde die Hackstetterstraße im Stadtteil Frauenland benannt.

Siehe auch

Archivquellen

  • Landesarchiv Baden-Württemberg, Abteilung 8 (Staatsarchiv Wertheim), Bestand R (Rosenbergisches Archiv), darin u. a.: N „Sammlung Hackstetter“ (122 Blätter mit Arbeiten Hackstetters aus seiner Studienzeit an der Technischen Hochschule München)
  • Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Signatur MHIG 1611 (Vorschlag der Ernennung zum Landesbaurat, 1925)

Weblinks

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