Klein-Nizza

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Klein-Nizza im Herbst
Klein-Nizza im Herbst
Klein-Nizza im Frühling
Klein-Nizza im Frühling

Klein-Nizza (auch Klein-Nizza-Anlage) ist die Bezeichnung eines Teilabschnittes des Ringparks, der zwischen der ehemaligen Wallmauer auf Höhe des Hofgartens und Friedrich-Ebert-Rings verläuft. Er erstreckt sich von der Ottostraße im Süden bis zum Rennweg im Norden und zeichnet sich durch seine abwechslungsreiche Gestaltung mit einer Teich- und Blumenlandschaft aus. Angelegt wurde die Gartenanlage von Engelbert Sturm zwischen 1894 und 1900.

Gestaltung der Anlage zwischen 1894 und 1900

Nachfolger von Jöns Persson Lindahl, dem Gestalter der Ringparkanlagen, wurde nach dessen Selbstmord im Jahre 1887 der Ökonomierat Engelbert Sturm, der den Torso, den Lindahl hinterlassen hatte, vollenden musste. So fehlte als wichtiges Stück noch die Anlage des gesamten Geländes hinter dem Hofgarten. Oberbürgermeister Georg von Zürn hatte ursprünglich geplant, eine repräsentative Ringstraße ähnlich des Wiener Vorbildes an der Innenseite der Grünfläche um die Altstadt herumzuführen. Dieser Plan wurde nach seinem Tod im Jahre 1884 nicht mehr ausgeführt. Die Stadtväter hatten diesen Plan jedoch nicht ganz fallen lassen. 1890 plante man den Bau der Ringstraße von der Ottostraße bis zum Rennweg durchzuführen. Hier war die Wallmauer, die zugleich den Hofgarten hinter der Residenz umgrenzt, fortlaufend erhalten.

Sturm hatte in der Zwischenzeit damit begonnen, den vor der Wallmauer liegenden breiten und 12 Meter tiefen Wallgraben aufzufüllen und die Brustwehrböschungen mit Genehmigung des Hofmarschallamtes unter Einhaltung der Grundrissform der ganzen Anlage einebnen zu lassen [1]. Gegen die Fortsetzung der Ringstraße formierte sich aber Widerstand. Der Hof und viele Würzburger Bürger waren nicht bereit, den schönsten Teil der Würzburger Anlagen einer staubigen Straße zu opfern [2]. Dieser Plan wurde schließlich aufgegeben und ein von Sturm entworfener Plan ausgeführt. Dieser sah einen 7 Meter breiten Parkweg vor, der eventuell für Personenfuhrwerke benutzt werden konnte. „Beim Justizgebäude sollte die dort gebaute Straßenstrecke durch ein großes, ovales Wasser-Bassin abgeschlossen werden, daran anschließend projektierte er eine sanftgeschwungene Rasenfläche, auf der linken Seite begrenzt durch den 7 m breiten Parkweg, rechts mit malerischen Baumgruppen an die bestehenden Anlagen sich anlehnend. Der Plan sah ferner bei der ersten vorspringenden Bastionspitze einen Tennisplatz vor. Der Fußgänger auf dem Parkweg sollte ständig durch neue anmutige Landschaftsbilder überrascht werden. In den durch die beiden Mauervorsprünge gebildeten großen Winkel legte Sturm einen ausgedehnten schattigen Spielplatz mit Turngeräten. Auf dem Übergang zum alten Teil der Glacisanlage plante der Stadtgärtner einen Felsenbrunnen – ähnliche Brunnen hatte man auch schon im Sander- und Pleicherglacis angebracht – der sich in einen kleinen Weiher ergießen sollte. Unterirdisch sollte das Wasser dann in einen 500 m² großen Teich fließen, der sich von Süden nach Norden nahe dem Parkweg erstreckte." [3]

Sturm begann seinen Plan Ende 1895 in die Tat umzusetzen und 1899/1900 war auch dieser Teil der Anlage abgeschlossen. In den Folgejahren wurden noch einige Verbesserungen durchgeführt. So wurde für die schon im Wallgraben befindliche Teichanlage ein Zulauf eingerichtet: „das aus einer Felspartie entspringende, in fünf Kaskaden herabspringende Bächlein, eingefaßt von Findlingsteinen und farbenprächtigen Blumengruppen.“ [4]

Namensherkunft

Für die Anlage hinter dem Hofgarten bürgerte sich rasch der Name „Klein-Nizza“ ein. „Die Bezeichnung Nizza war in Anlehnung an die Rivierastadt Nizza mit ihren prachtvollen Gärten zu einem feststehenden Begriff in der Gartenkunst geworden und bezeichnete um die Jahrhundertwende eine bestimmte, vom allgemeinen Parkstil abweichende Gartenanlage mit reicher Bepflanzung aus seltenen Gehölz- und Blumenpflanzen, subtropischen Gehölzen, Stauden, eventuell auch Kübelpflanzen und Palmen. Die Würzburger dürften diese Bezeichnung wohl aus Frankfurt [1] übernommen haben.“ [5]

Vogelvolieren

Seit den 1960er Jahren waren die Vogelvolieren ein fester Bestandteil des Klein-Nizza. Ihre gefiederten Bewohner wurden vom Farbenkanarienverein Würzburg e.V. eingesetzt und gepflegt. Seit einigen Jahren waren die Volieren jedoch verwaist. Ursächlich war, dass der Farbenkanarienverein keine ehrenamtlichen Betreuer mehr fand, die eine Pflege der Vögel vor Ort täglich und zuverlässig während des gesamten Jahres gewährleisten konnten. Trotz großer Bemühungen des Vereins, konnte kein Pate mehr gefunden werden. Aus diesem Grund waren das Gartenamt und der Farbenkanarienverein Würzburg e.V. überein gekommen, die Volieren im Klein-Nizza abzubauen. Zunächst wurden die oberirdischen Bauteile durch den Verein abmontiert. Die Betonfundamente wurden später bei den Sanierungsarbeiten der Teichanlage entfernt. [6] [7]

Bildergalerie historischer Aufnahmen

Quellen

Einzelnachweise

  1. Neue Würzburger Zeitung Nr. 378 vom 17. August 1894
  2. Würzburger Journal Nr. 216, 16. August 1894
  3. Das Würzburger Glacis, Hrsg.: Verschönerungsverein Würzburg e.V., Würzburg 1964, S. 61 f.
  4. Das Würzburger Glacis, Hrsg.: Verschönerungsverein Würzburg e.V., Würzburg 1964, S. 62
  5. Gärten und Grünanlagen in Würzburg – ihre Entwicklung und Bedeutung, Hrsg.: Staatsarchiv Würzburg, Stadtarchiv Würzburg, Würzburg 1990, S. 231 ff.
  6. Pressemitteilung der Stadt Würzburg vom 9. April 2015
  7. Main-Post: „Keine exotischen Vögel mehr in Klein-Nizza“ (14. April 2015)

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