Luitpold-Lichtspiel-Theater

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Blick in die Domstraße mit dem Ufa‑Kino Lu‑Li (1938‑1945)

Das Luitpold-Lichtspiel-Theater - abgekürzt Lu-Li - war ein Kino in der Domstraße 1. Es bestand von 1913 bis 1945 und wurde seinerzeit wegen seiner luxuriösen Innenausstattung als eines der Vorzeigekinos in Deutschland angesehen.

Geschichte

Nach einem vollständigen Umbau im Innern des vormaligen Kaffeerestaurants „Zum Schönbrunnen” unter dem Architekten Bruno Scholz eröffneten die „Luitpold-Lichtspiele” am 13. Oktober 1913 [1] mit 550 bequemen Sitzplätzen ihre Pforten. Über die Ausstattung schreibt Heiner Reitberger: „Treppen und Gänge waren so romantisch wie in kleinen Hoftheatern... Die Türme mit ihren hohen Laternen-Schieferhauben von 1763 trugen Kronen, die gotischen Rotsandsteingalerien stammten von 1418.” [2]

Ab 27. Dezember 1913 liefen in den Luitpold-Lichtspielen ausschließlich Filme der dänischen Stummfilmgesellschaft „Nordisk“ [3], eines der weltgrößten Produktions- und Verleihunternehmen. Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges erkannte die deutsche Reichsregierung die enormen Potenziale des neuen Massenmediums Film und griff entscheidend in den deutschen Kinomarkt ein. 1917 wurde die „Universum-Film-AG“ („Ufa“) [4] gegründet, eine Produktions-, Verleih- und Filmtheatergesellschaft, an welcher sich Staat, Militär und einflussreiche Wirtschaftsgrößen beteiligten und die sich innerhalb kürzester Zeit zum mächtigsten deutschen Filmkonzern entwickelte.

Feudal und ganz auf die Bequemlichkeit des Publikums ausgerichtet, avancierte das Lu-Li zum Vorzeigekino weit über die Stadtgrenzen Würzburgs hinaus. Als einziges Haus erhielt es den Titel „Ufa-Theater“ und nahm exklusiv seit 28. Dezember 1923 sämtliche Produktionen der Ufa ins Programm.

Mit der Umstellung von Stumm- auf Tonfilm ab 1927 vollzog sich der bedeutendste Wandel der Epoche. Unter den Würzburger Lichtspielhäusern herrschte ein harter Konkurrenzkampf, der sich vor allem in diesem Zeitabschnitt in den Reklameanzeigen im Würzburger General-Anzeiger offenbarte. Im August 1927 erfolgte eine Renovierung des Lu-Li, das von sich nun selbst behauptete: „Schönstes und größtes Theater, anerkannt beste Darbietungen, daher beliebtestes Theater.“ [5]

Am 2. Januar 1930 lief im Lu-Li auch der erste Tonfilm in Würzburg: „Atlantik”. [6] Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 vollzog sich auch in der deutschen Filmindustrie ein jäher Wandel. Innerhalb kürzester Zeit begann eine Epoche der politischen Kontrolle bis hin zur kompletten Verstaatlichung der deutschen Filmindustrie. Das Lu-Li zeigte ab 1933 vorerst konkurrenzlos allerlei Streifen aus dem Propagandarepertoire. „Zarah Leander wusste nur im Lu-Li, daß einmal ein Wunder geschehen wird, und Kristina Söderbaum, das blonde Dummchen, ertränkte sich im Lu-Li. Für diese herzzerreißende Selbstmordszene im Film ,Jud Süß’ bekam sie im Volksmund den Beinamen ,Reichswasserleiche’“ [7] 1941 endete das Ufa-Monopol des Lu-Li, und auch andere Kinos brachten Joseph Goebbels Propagandastreifen.

1942 bewiesen die Luitpold-Lichtspiele einmal mehr ihre Vorrangstellung in der Würzburger Kinoszene. Sie zeigten den ersten deutschen Spielfilm in Farbe „Frauen sind doch bessere Diplomaten“ mit Willy Fritsch und Marika Rökk in den Hauptrollen.

Das Kino wurde am 16. März 1945 durch Bombentreffer zerstört. Auch alle anderen Würzburger Lichtspieltheater fielen dem britischen Bombenangriff zum Opfer.

Historische Abbildungen

Siehe auch

Quellen und Literatur

Einzelnachweise und Hinweise

  1. Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 3. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1923, S. 107
  2. Heiner Reitberger: Das Alte Würzburg. Mainpresse Richter-Druck, Würzburg 1977, S. 113
  3. Zur Geschichte der „Nordisk“ mehr auf deren Internetseiten.
  4. Universum Film AG: Nähere Informationen zur „Ufa“ bei Wikipedia [1].
  5. Würzburger General-Anzeiger vom 1. August 1914
  6. Nähere Informationen zum Film „Atlantik“ bei Wikipedia [2].
  7. Frank Ißleib: Alles frisch. Vom Supermarkt zum Filmpalast. In: Herr Schmidt mit Pupille, 9. Ausgabe, Würzburg 1988, S. 106
  8. Würzburger Wohnungsbuch 1937, Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg 1937, S. 167, Onlinefassung

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