Maria Honorine Steimer

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Maria Honorine Steimer

Sr. Maria Honorine Steimer CSR (* 6. Mai 1832 in Lebach/Saar; † 1. April 1903 in Sponsheim) war Ordensschwester und erste Generaloberin der Erlöserschwestern in Würzburg.

Leben und Wirken

Schwester Maria Honorine trat der Kongregation der Niederbronner Schwestern im Elsaß bei. Bereits ab 1853 wirkte der Orden in Unterfranken und erhielt aus dem Nachlass von Franziska König das Haus Kettengasse 1, das ab 1856 als Mutterhaus diente. Um eine drohende Ausweisung aufgrund des Ausländerstatus zu verhindern, spaltete sich die Gemeinschaft vom französischen Mutterhaus in Niederbronn ab. Der Würzburger Bischof Georg Anton von Stahl erklärte per Dekret vom 15. Juni 1866 die „Kongregation der Töchter des Allerheiligsten Erlösers“ für selbstständig und erlaubte die Aufnahme von 16 Kandidatinnen in das Würzburger Noviziat.

Generaloberin

Mater Maria Honorine war Generaloberin der Kongregation der Schwestern des Erlösers von 1866 bis 1880. Unter Maria Honorine legten die ersten elf Schwestern am 23. Oktober 1867 ihre Gelübde ab.

In ihrer Zeit entwickelte sich ab 1867 ein Filialnetz. Zuerst nahmen die Schwestern die Arbeit im Distriktspfründnerspital Rothenfels am Main auf. Das Jahr 1869 erzwang, wegen des großen Zulaufs zur Kongregation, Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen im Mutterhaus. 1870 konnten die Schwestern aus Würzburg in das Städtische Krankenhaus in Lohr am Main einziehen. Im selben Jahr übernahmen die Schwestern auch die ambulante Krankenpflege und die Kinderbewahranstalt in Sulzfeld am Main. 1871 konnten neue Schwesternstationen in den Pfründnerspitälern (heute würde man „Altenheime“ sagen) zu Volkach am Main und zu Aub im Ochsenfurter Gau entstehen. 1873 stand die Entsendung von Schwestern in das Pfründnerspital und in das Armenhaus zu Röttingen auf dem Programm sowie die Übernahme der ambulanten Krankenpflege in Karlstadt. 1874 errichtete die Generaloberin eine neue Filiale in Bad Neustadt an der Saale. Im gleichen Jahr mietete die Kongregation auch den Schlossbau mit einem großen Gartenareal in Eichelsdorf bei Hofheim an. Dort wurde Platz für erholungsbedürftige und erkrankte Schwestern geschaffen. Das Pfründnerspital in Gerolzhofen sah 1875 Erlöserschwestern aufziehen. Zur gleichen Zeit übernahmen sie in Klingenberg am Main die ambulante Krankenpflege, 1876 auch in Miltenberg und Großostheim, sowie den Dienst im Distrikskrankenhaus zu Alzenau. 1878 nahmen die Schwestern den Dienst im Pfründnerspital zu Ochsenfurt und im Distrikskrankenhaus zu Eltmann auf.

In den letzten beiden Amtsjahren der Generaloberin Mutter Maria Honorine, 1879 und 1880 konnten - trotz aller Schwierigkeiten - noch eine Anzahl von neuen Filialen begründet werden: in Retzstadt, Zellingen, Pflaumheim und im Krankenhaus des „Königlich bayerischen Sankt-Georgs-Ritterordens“ zu Bad Brückenau, im Spital zu Amorbach, in Gerolzhofen der Kinderbewahranstalt und in der Handarbeitsschule, schließlich in der Kreispflegeanstalt für Unheilbare in Römershag.

Leitungskrise

Der hochverdienten ersten Generaloberin erwuchs Ende der 1870er Jahre eine Oppositionsgruppe der Schwestern, die auch einzelne Geistliche beeinflussen konnten. Dazu gehörte der Pfarrer von St. Agatha in Aschaffenburg, Michael Schmidt (1811-1880) und ganz besonders der Domherr Friedrich Busch (1829-1891), der aufgrund staatlicher Ernennung in das Würzburger Domkapitel gelangt war.

Als Bischof Dr. Johann Valentin von Reißmann 1875 verstarb, kam es zu einer dreijährigen Vakanz auf dem Würzburger Bischofsstuhl. Als der Universitätsprofessor Dr. Franz Joseph von Stein zum Bischof ernannt wurde, brachte dieser die nächste Krise in der Kongregation ins Rollen. Die Bischöfe Georg Anton von Stahl und Johann Valentin von Reißmann hatten der befähigten und erprobten Generaloberin Mutter Maria Honorine voll vertraut. Bischof Franz Josef von Stein, der als Universitätsprofessor anfangs wenig Erfahrung in der praktischen Seelsorge hatte und dem auch die Schwesterngemeinschaft selbst nicht vertraut war, ernannte am 29. Mai 1879 den Domkapitular Franz Ludwig Lochner zum Direktor der Kongregation. Er übergab am 29. Juni 1879 der Ordensgemeinschaft neue Konstitutionen, ohne vorher die Schwestern dabei einbezogen zu haben.

Bischof von Stein ließ sich von einigen Gegnern bestimmen, gegen die Generaloberin Mutter Maria Honorine ein Untersuchungsverfahren einzuleiten, in dessen Folge er sie auf drei Monate vom Amt suspendierte. In amtsbedingter Abwesenheit von Mutter Maria Honorine wählte man am 28. Mai 1880 Schwester Maria Dionysia Blank zur kommissarischen Generaloberin, die auch noch in der gleichen Stunde von Bischof von Stein bestätigt wurde. Diese Wahl war eigentlich unnötig, weil bereits eine Vikarin als Stellvertreterin im Amt war. Es sollten jedoch die Generaloberin persönlich und ihre erprobten und vertrauten Schwestern getroffen und „kaltgestellt“ werden.

Austritt aus dem Orden

Mutter Maria Honorine, die von den Ereignissen, die während ihrer Abwesenheit eingetreten waren, zutiefst erschüttert war, traf den ihr sehr schmerzlichen Entschluss, nicht nur von ihrem Leitungsamt zurückzutreten, sondern spontan auch offiziell aus der Ordensgemeinschaft auszutreten. Ihre Austrittserklärung erfolgte schriftlich am 4. Juni 1880. Sie wollte damit die Einheit der Kongregation bewahren helfen, die bei einem längeren Verbleiben sicher durch schwerwiegende Loyalitätskonflikte belastet worden wäre.

Bischof von Stein dispensierte Mutter Maria Honorie von ihrem Gelübden, denen sie aber - soweit außerhalb der Kommunität möglich - bis ans Lebensende treu blieb. Außerdem enthob er sie am 4. August 1880 des Amtes einer Generaloberin und ließ in ihrem Beisein am 26. August die bisherige kommissarische Generaloberin Maria Dionysia Blank zur regulären Generaloberin wählen.

Der Fortgang der Untersuchungen erwies übrigens die Haltlosigkeit der gegen Mutter Maria Honorine erhobenen Vorwürfe. Bischof von Stein genehmigte daraufhin den Beschluss der Schwesternschaft, ihr in Würdigung ihrer Verdienste eine lebenslängliche Leibrente auszusetzen. Zu einer korrekten und offiziellen Rehabilitation von Maria Honorine Steimer in der Kongregation und in der Öffentlichkeit konnte sich Bischof von Stein allerdings nicht durchringen.

Zeit von 1880 bis 1903

Grabstein von Mutter Maria Honorine Steimer in der Vorhalle der Mutterhauskirche

Die ehemalige Generaloberin suchte zunächst Zuflucht bei ihrer Familie und wirkte dann noch 23 Jahre als ambulante Krankenschwester, anfangs im Hunsrückdorf Spabrücken und seit 1887 in Sponsheim bei Bingen. Die zugesprochene Rente griff sie nie an. Sie sparte vielmehr das Geld, um im damals armen Dorf Sponsheim eine Klostergründung der Niederbronner Schwestern zu ermöglichen. Das weiterhin angesparte Geld sollte für Maria Honorine zum Unheil werden. Im Jahre 1903 kam der entfernt angeheiratete Neffe Anton Detroits zu ihr und forderte von ihr Geld - angeblich, um nach Amerika auszuwandern. Weil er die gewünschte hohe Summe nicht erhielt, erschlug er die 72jährige Frau brutal.

Die Gebeine von Maria Honorine wurden 1989 in Sponsheim exhumiert und feierlich durch Bischof Dr. Paul-Werner Scheele in der Vorhalle der Mutterhauskirche in Würzburg am 26. Januar 1990 erneut bestattet.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Erik Soder von Güldenstubbe: Kongregation der Schwestern des Erlösers. Geschichte und Gegenwart. Würzburg 2009, S. 41 ff.
  • Erik Soder von Güldenstubbe: Die Schwestern des Erlösers - Geschichte einer Schwesterngemeinschaft 1849-2016 Würzburg 2017, S. 96 ff.
  • Mutterhaus der Schwestern des Erlösers, Klöster in Bayern, Haus der bayerischen Geschichte, S. 2
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