Philipp Ritter von Michel

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Philipp Michel (1913)

Philipp Ritter von Michel (* 1. April 1845 in Sächsenheim; † 13. Juni 1922 in Würzburg) war Königlicher Hofrat und von 1900 bis 1913 Oberbürgermeister der Stadt Würzburg.

Familiäre Zusammenhänge

Philipp Michel war das jüngste von sieben Kindern des katholischen Landwirts Peter Michel und seiner Ehefrau Barbara, geborene Kemmer. Seine Eltern waren aus dem ca. 10 km südwestlich gelegenen Oesfeld zugewandert und hatten etwa 20 Jahre vor seiner Geburt ein bäuerliches Anwesen in Sächsenheim gekauft. Michels Vater war nach den Maßstäben des Ochsenfurter Gaues ein mittelständischer Bauer.

Während Philipp Michels ältester Bruder den Hof erbte und er selbst als besonders begabtes Kind von seinen Eltern in seiner Erziehung großzügig gefördert wurde, erhielten die übrigen Geschwister nur eine durchschnittliche Ausbildung. Einer seiner Brüder, Kaspar, der als Beruf anscheinend das Bäckerhandwerk gelernt hatte, kam kurz nach 1880 ebenfalls nach Würzburg und arbeitete als Tagelöhner beim Stadtgärtner; dass sein Bruder ihm beruflich weiterhalf, ist nicht ersichtlich. 1907 starb er in Würzburg.

Leben und Wirken

Nach dem Besuch der Volksschule in Sächsenheim in den Jahren von 1851 bis 1855 wurde Philipp Michel von seinen Eltern, nach deren Wunsch er Pfarrer werden sollte, nach Würzburg aufs Kgl. Alte Gymnasium geschickt. Seine Eltern kamen für die Kosten des Schulbesuchs und der Unterbringung im Internat auf. Nach dem Abitur nahm er im Wintersemester 1863/64 das Studium der Philosophie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg auf. Sehr bald wechselte er an die Juristische Fakultät über, ein Entschluss, der seine Eltern so enttäuschte, dass sie ihre Unterhaltszahlungen an ihn einstellten und Michel gezwungen war, sich bei Privatleuten Geld zu leihen, um so sein Studium zu finanzieren. Zusammen mit Freunden gründete er die im Jahre 1856 aufgelöste Burschenschaft Germania zu Würzburg neu und nahm bis ins hohe Alter an ihren Aktivitäten regen Anteil.

1876 verließ Michel die Universität mit dem „theoretischen“ (1.) juristischen Staatsexamen und begann sofort mit der Praktikantentätigkeit, deren letzten Abschnitt vom November 1869 bis Mai 1870 er beim Würzburger Stadtmagistrat absolvierte. 1870 beendete Michel seine Ausbildung mit einem glänzenden 2. Staatsexamen.

Nach dem 2. Staatsexamen nahm Michel zunächst eine Stelle als Konzipient an. Angeblich angezogen von den Entwicklungsmöglichkeiten der Stadt, doch gegen den Rat seines Chefs, bewarb er sich 1873 um die beim Würzburger Stadtmagistrat freigewordene Stelle eines rechtskundigen Magistratrats.

Am 30. Juli 1872 heiratete Michel in 1. Ehe die protestantische, aus Würzburg gebürtige Maria Karoline Loos. Aus der Ehe gingen drei Töchter hervor. 1888 starb seine erste Ehefrau. 1889 heirate er in 2. Ehe die Witwe Babette Mohr, geb. Hoffmann.

Politische Laufbahn

Magistratsrat

Philipp Michel und Max Ringelmann (1912)

Am 6. März 1873 wurde Michel einstimmig zum rechtskundigen Magistratsrat gewählt. 1876 wurde er in diesem Amt einstimmig wieder gewählt, was einer Bestätigung im Amt auf Lebenszeit gleichkam. Michel hatte u.a. das Schul-, Finanz- und Rechnungsprüfungsreferat der Stadt unter sich. Als Friedhofsreferent war er mitverantwortlich für die Anlegung von Friedhofsgrundbüchern, für den Bau einer Entwässerung und die Wiederbelegung der stadtnahen Abteilungen des Friedhofs; auch war er beteiligt an der Erweiterung des städtischen Friedhofs und an der Planung der neuen Aussegnungshalle im Jahre 1896. In seiner Amtszeit wurde zwischen 1874 und 1881 der israelitische Friedhof in der Werner-von-Siemens-Straße angelegt.

Nach dem Tod des 2. Bürgermeisters Karl Attensamer im April 1893 wurde Philipp Michel am 29. Juni desselben Jahres ohne öffentliche Ausschreibung der Stelle und ohne Gegenkandidat mit 24 von 25 abgegebenen Stimmen zu dessen Nachfolger gewählt. Nach seiner Wahl gab Michel Geschäftsbereiche ab, um sich seinen wichtigsten neuen Aufgaben, der Vertretung und Entlastung des 1. Bürgermeisters Johann Georg Ritter von Steidle, widmen zu können. Hinzu kam von 1894 bis 1900 und wiederum von 1906 bis 1919 die Vertretung der Interessen Würzburgs im Landrat (heute: Bezirkstag) von Unterfranken.

In Michels Amtszeit als Schulreferent, als 2. und 1. Bürgermeister, fiel der Neubau praktisch aller Würzburger Volksschulen. Von 1881 bis 1910 gab die Stadt für Volksschulneubauten ca. 3,2 Millionen Mark aus. Der bedeutendste dieser Bauten war jener der Zentralschule in der Bibrastraße, der 1899 eingeweiht wurde. Die Stadt beteiligte sich durch die Schenkung des Bauplatzes am Sanderring und einen 10%igen Zuschuss zu den Baukosten an der Errichtung der kgl. Oberrealschule (des heutigen Röntgen-Gymnasiums in der Sanderstraße, die 1910 fertiggestellt wurde.

Als Schulreferent, Bürgermeister und Mitglied, später Vorsitzender der Lokalschulkommission war Michel maßgeblich beteiligt an den Maßnahmen der Stadt für den Neubau des Schullehrerseminars (der späteren Pädagogischen Hochschule) im Stadtteil Frauenland seit dem Jahre 1894. Ebenso war Michel beteiligt an der Einrichtung der Pensionskasse für die städtischen Lehrer im Jahre 1890.

Bereits seit 1898 planten Magistrat und Schulkommission in Würzburg die Einführung des 8. Pflichtschuljahres, das schließlich 1901 beschlossen wurde. Allerdings fand dieser Beschluss nicht die Zustimmung der Staatsregierung, so dass die Einführung des 8. Volksschuljahres verschoben werden musste und erst 1907 konnte der Magistrat sich mit seiner Absicht durchsetzen.

Erster Bürgermeister

Nachdem von Steidle Anfang Dezember 1899 seinen Rücktritt vom Amt des 1. Bürgermeisters angekündigt hatte, gab es kaum einen Zweifel über seine Nachfolge. Mit Philipp Michel stand ein Mann zur Verfügung, der seit fast 28 Jahren als rechtskundiger Magistratsrat und seit sieben Jahren als 2. Bürgermeister die Verwaltung der Stadt in verantwortlicher Stellung mitbestimmt hatte. Am 10. Januar 1900 wurde Philipp Michel mit 37 von 38 abgegebenen Stimmen - vier Gemeindebevollmächtigte waren nicht zur Abstimmung erschienen - zum 1. Bürgermeister der Stadt Würzburg gewählt und am 19. Februar 1900 in sein Amt eingeführt.

Michels Engagement für das Volksschulwesen setzte sich auch in den Folgejahren fort. Während seiner Zeit als Schulreferent und Bürgermeister, also von Mitte der 1870er Jahre bis 1912 verzehnfachten sich die Ausgaben der Stadt für das Volksschulwesen. Diese enorme Steigerung wurde verursacht durch die zahlreichen Schulbauten, die Zunahme der Schülerzahl im Rahmen des allgemeinen Bevölkerungswachstums und den dadurch hervorgerufenen Stellenbedarf für Volksschullehrer, durch die Verlängerung der Schulzeit und die Verbesserung der Lehrergehälter.

Als Finanzreferent seit 1887 war Michel mitverantwortlich für das schnelle und starke Anwachsen der städtischen Schulden in der Amtszeit von Bürgermeister Steidle. Dieser Trend wurde erst 1903 gestoppt.

Am 1. Januar 1908 wurde er zum Oberbürgermeister der Stadt Würzburg ernannt. Im selben Jahr begann sein Kampf um die Erhaltung des Neumünster-Kreuzgangs (heute: Lusamgärtchen) für die Stadt. Von 1909 bis 1913 führte Michel erste erfolglose Verhandlungen um die Eingemeindung Heidingsfelds. Ebenfalls in diesen Zeitraum fiel der Umbau des alten Chemischen Instituts zum Fränkischen Luitpoldmuseum, das nach Um- und Ausbauarbeiten am 17. Mai 1913 eingeweiht werden konnte. [1]

Anlässlich seines 40jährigen Dienstjubiläums trat Michel am 25. März 1913 vom Amt des Oberbürgermeisters zurück. 1917 wurde er Stiftungsreferent bei der Regierung von Unterfranken. Am 13. Juni 1922 starb Michels, vermutlich an Magen- oder Darmkrebs.

Ehrungen und Auszeichnungen

Mitgliedschaft

Michel war Neugründer der zweiten Burschenschaft Germania zu Würzburg.

Letzte Ruhestätte

Ruhestätte von Philipp von Michel im Familiengrab

Seine letzte Ruhe fand er am 16. Juni 1922 im Familiengrab auf dem Würzburger Hauptfriedhof.

Posthume Würdigung

Nach Philipp Ritter von Michel wurde die Michelstraße im Stadtbezirk Zellerau benannt.

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

Folgeleiste

Vorgänger Amt Nachfolger
Johann Georg Ritter von Steidle Oberbürgermeister
1900 - 1913
Max Ringelmann
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