Albert von Koelliker

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Albert von Koelliker
Eine der ersten X-Strahlen-Aufnahmen Röntgens zeigt die Hand Albert von Koellikers.

Prof. Dr. Dr. h.c. Rudolf Albert von Koelliker, vor 1887 Rudolf Albert Kölliker (* 6. Juli 1817 in Zürich; † 2. November 1905 in Würzburg) war ein bedeutender Anatom und Embryologe. Ab 1847 war er an der Universität Würzburg tätig. Darüber hinaus engagierte er sich stark für seine Wahlheimat Würzburg und wurde für seine Verdienste 1892 mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet.

Familiäre Zusammenhänge

Rudolf Albert Kölliker wurde als Sohn von Johannes Kölliker und Anna Maria Katharina (geb. Füssli) geboren. Der Vater war Bankbeamter, durch die Heirat Anteilseigner an der Verlagsbuchhandlung Orell, Füssli & Cie geworden und verstarb bereits 1833. Die Familienanteile an der Firma wurden veräußert. Die Mutter widmete sich intensiv der Erziehung und Bildung Rudolf Alberts und seines jüngeren Bruders Hans Theodor Alfons Koelliker.

Leben und Wirken

Albert Kölliker besuchte das Gymnasium in Zürich, interessierte sich dort insbesondere für die Naturwissenschaften. 1836 begann er in Zürich das Studium der Medizin, wobei er auch Lehrveranstaltungen der Fächer Mineralogie, Geologie und Naturphilosophie belegte. Einige Semester verbrachte er in Bonn (1839) und Berlin (1839-1841), kehrte dann nach Zürich zurück und legte dort 1841 das medizinische Staatsexamen ab. Er wurde dort 1841 zum Dr. phil. promoviert und erwarb 1842 den medizinischen Doktorgrad an der Universität Heidelberg. Wiederum in Zürich wurde er Assistent und Prosektor bei Professor Jakob Henle (1809-1885), wo er sich mit einer Arbeit über die Entwicklung wirbelloser Tiere auch 1843 habilitierte. Bereits mit 27 Jahren erhielt er 1844 ein Extraordinariat der Universität Zürich für Physiologie und vergleichende Anatomie. [1]

Professor in Würzburg

Von Zürich wurde Albert Koelliker auf Initiative des Rektors der Julius-Maximilians-Universität 1847 nach Würzburg berufen. Hier erhielt er zunächst den zuvor von Bernhard Heine besetzten Lehrstuhl für Experimentalphysiologie und - Martin Münz ablösend - den für vergleichende Anatomie. Gleichzeit wurde Koelliker die Leitung der zootomischen Anstalt übertragen. Nach dem Tod von Münz erhielt Koelliker am 18. August 1849 den Lehrstuhl für Anatomie und wurde Leiter des Anatomischen Instituts.

Die Ehe mit Maria Schwarz ging Koelliker 1848 ein. Das Paar bekam zwei Söhne (Hans Theodor und Alfred) sowie eine Tochter (Frida). [2] In seiner Arbeit wurde er von mehreren Wissenschaftlern in seinen Tätigkeitsbereichen unterstützt (u.a. von Carl Gegenbaur, Rudolf Armin Fick, Martin Heidenhain, Mihály Lenhossék, Franz von Leydig, Johannes Sobotta, Oskar Schultze, Robert Wiedersheim und Hans Virchow). Den Lehrstuhl für vergleichende und topographische Anatomie gab er mit der Vorstandschaft des Zootomischen Instituts 1858 (an seinen Mitarbeiter und Freund Heinrich Müller) ab und den für Physiologie 1865. An Koelliker ergingen mehrere Rufe anderer Universitäten. Er blieb jedoch der Julius-Maximilians-Universität treu und hatte dort ab 1871 gleichzeitig sowohl den Lehrstuhl für makroskopische Anatomie als auch jenen für vergleichende Anatomie, Histologie (Gewebelehre) und Embryologie (Entwicklungsgeschichte, d. h. die Lehre von Entwicklung eines Lebewesens von der befruchteten Eizelle zum erwachsenen Lebewesen) inne. Koelliker gilt als Begründer der modernen Embryologie (Entwicklungsgeschichte). 1897 ging die Professur für „normale“ Anatomie an Philipp Stöhr über, aber Koelliker hatte noch bis 1902 das Ordinariat für für vergleichende Anatomie, Histologie und Embryologie inne. [3]

Forschungsgebiete

Besondere Bedeutung in der Medizin kommt Koelliker insbesondere als Begründer der nicht mehr bevorzugt am Tier, sondern am Menschen orientierten und angewandten Mikroskopischen Anatomie sowie als Pionier der systematischen Gewebelehre und der Entwicklungsgeschichte zu. 1849 beschrieb er beispielsweise die glatten Muskelzellen und 1872 knochenauf- und abbauende Zellen. [4] Auch als Vortragender genoss er einen sehr guten Ruf. So schrieb z.B. Ernst Haeckel in einem Brief: "Die Materie, der Vortrag, die ganze Auffassung Koellikers ist so entzückend schön, daß ich Euch gar nicht sagen kann, mit welchem Vergnügen ich und andere die Anatomie hören."

Albert Koelliker trug bedeutend zur Steigerung des Ansehen der Medizinischen Fakultät bei. Mit Karl Theodor Ernst von Siebold begründete er 1849 die „Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie“. Gemeinsam mit Rudolf Virchow - der als Pathologe an der Würzburger Universität wirkte und sich mit Koelliker den Hörsaal Gartenpavillons im Juliusspital teilte [5] - und weiteren Kollegen gründete Koelliker 1849 die „Physikalisch-Medizinische Gesellschaft“. Für das wissenschaftliche Leben in der Stadt war sie eine bedeutende Institution. Z.B. führte hier Röntgen am 23. Januar 1896 erstmals seine X-Strahlen in der Öffentlichkeit vor. Dabei entstand die bekannte Aufnahme von Koellikers Hand. 1850 begründete Koelliker mit J. Scherer und Rudolf Virchow die „Verhandlungen der Physikalisch-medicinischen Gesellschaft in Würzburg.“

Er hielt Vorträge in zahlreichen Städten und hielt regen Kontakt zu führenden europäischen Naturwissenschaftlern. Als Hauptwerk seines über 300 Arbeiten umfassenden wissenschaftlichen Erbes gilt das „Handbuch der Gewebelehre des Menschen für Ärzte und Studierende“. Während Virchow Pionier der Zellularpathologie war, sah Koelliker sich als Begründer der Zellularphysiologie im Tierreich. [6] Koelliker erhielt zahlreiche nationale und internationale Preise und Ehrungen. Darunter den Verdienstorden der Bayerischen Krone, womit der persönliche Adel verbunden war.

Rektor der Universität

Von 1870 bis 1871 war, der auch mehrmals als Dekan fungierende, Albert von Koelliker Rektor der Universität.

Letzte Ruhestätte

Letzte Ruhestätte von Albert von Koelliker

1902 begab er sich 85jährig in den Ruhestand, betrieb seine Forschungen aber weiterhin. Von Koelliker verstarb am 2. November 1905 an einem Lungeninfarkt und wurde auf dem Würzburger Hauptfriedhof beigesetzt.

Ehrungen und Auszeichnungen (Auszug)

Letzte Ruhestätte

1902 begab er sich 85jährig in den Ruhestand, betrieb seine Forschungen aber weiterhin. Prof. von Koelliker verstarb am 2. November 1905 an einem Lungeninfarkt und wurde auf dem Würzburger Hauptfriedhof beigesetzt.

Albert-Koelliker-Lehrpreis

Die Medizinische Fakultät der Universität Würzburg vergibt zwei Mal im Jahr den nach ihm benannten und mit 10.000 Euro dotierten Albert-Koelliker-Lehrpreis.

Siehe auch

Literatur

  • Heinz Otremba: Albert von Koelliker (Albert Kölliker). Anatom und Histologe 1817-1905. Liebhaberdruck aus dem Echterhaus, Würzburg 1986. (Stadtbücherei Würzburg Dnm Koe)
  • A. Koelliker: Erinnerungen aus meinem Leben, Leipzig 1899
  • Theodor Heinrich Schiebler: Anatomie in Würzburg (von 1593 bis zur Gegenwart), in: Vierhundert Jahre Universität Würzburg. Eine Festschrift, hrsg. von Peter Baumgart, Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1982, S. 985-1004; S. 992-996

Quellen

  • Würzburgs Ehrenbürger 1862 bis 1899. Eine Ausstellung des Stadtarchivs Würzburg von Beate Kann und Ingrid Rack. Stadtarchiv, Würzburg 1997 (Hieraus auch die verwendeten Zitate)
  • Würzburg - heute. Zeitschrift für Kultur und Wirtschaft. Nr. 33/1982. S. 163
  • Werner E. Gerabek: Koelliker, (Rudolf) Albert von, in: Enzyklopädie Medizingeschichte, hrsg. von Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil und Wolfgang Wegner, Walter de Gruyter, Berlin und New York 2005, S. 771 f.
  • Thomas Sauer und Ralf Vollmuth: Briefe von Mitgliedern der Würzburger Medizinischen Fakultät im Nachlaß Anton Rulands. Quellen zur Geschichte der Medizin im 19. Jahrhundert mit Kurzbiographien, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 9 (1991), S. 135-206; S. 154 f.

Einzelnachweise

  1. Thomas Sauer und Ralf Vollmuth: Briefe von Mitgliedern der Würzburger Medizinischen Fakultät im Nachlaß Anton Rulands. Quellen zur Geschichte der Medizin im 19. Jahrhundert mit Kurzbiographien, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 9 (1991), S. 135-206; S. 154
  2. Theodor Heinrich Schiebler: Anatomie in Würzburg (von 1593 bis zur Gegenwart). In: Vierhundert Jahre Universität Würzburg. Eine Festschrift. Hrsg. von Peter Baumgart, Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1982, S. 985-1004; S. 993
  3. Theodor Heinrich Schiebler: Zur Geschichte der Würzburger Anatomie, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 1 (1983), S. 139-145; S. 141-143
  4. Theoodor Heinrich Schiebler (1982), S. 996
  5. Werner Wachsmuth: Erinnerungen an den Neubeginn 1946 bis 1947. In: Vierhundert Jahre Universität Würzburg. Eine Festschrift. Hrsg. von Peter Baumgart, Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1982, S. 1047-1054; S. 1053
  6. Werner E. Gerabek: Koelliker, (Rudolf) Albert von. In: Enzyklopädie Medizingeschichte. Hrsg. von Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil und Wolfgang Wegner, Walter de Gruyter, Berlin und New York 2005, S. 771
  7. Carl Schoenborn: Der Einfluß der Ärzte auf den Krankenhaus-Bau, H. Stürtz, Würzburg 1892, S. 37
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