Schiestl-Stube im Würzburger Ratskeller

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Die Schiestl-Stube im Würzburger Ratskeller erschuf der Bildhauer und Grafiker Heinz Schiestl im Jahre 1900.

Geschichte

Heinz Schiestl nahm nur dort Aufträge für seine „Schiestl-Zimmer“ an, wo er den Hausherrn und die Gewohnheiten der Familie kannte, weil der Dutzendware nicht fertigen wollte. Seine Zimmer sollten einmalige, auf den Besitzer abgestimmte Kunstwerke sein, die in langen Sitzungen geplant wurden. Kommerzienrat Valentin Alois Fischer, der 1. Vorsitzende des Verschönerungsvereins Würzburg, zählte zu den Förderern Heinz Schiestls und ließ sich im Jahre 1900 in seinem „Waldheim“ im Steinbachtal ein „Schiestl-Zimmer“ einbauen (Schreinerarbeiten Fritz Seitz), das die Bombennacht des Jahres 1945 überstand, von der Stadt Würzburg erworben und in den Würzburger Ratskeller eingebaut wurde. Trotz guter Angebote von Privatleuten war den Nachkommen von V.A. Fischer die öffentliche Verwendung ihrer „Waldheim“-Stube lieber. [1]

Beschreibung

Die Schiestl-Stube im Würzburger Ratskeller ist ca. 4,70 x 4,50 Meter groß mit Zirbelholz-Vertäfelungen an Wänden und Decke, Ausziehtisch, Stühlen, Schrank, Kredenz, kleiner Konsole mit Spiegel. Seine Umschrift lautet:

„Ich zeig dich so, wie du halt bist!“

Im Mittelfeld der Schranktüre über einem geschnitzten Relief-Hirschen läuft ein Spruchband mit der hintersinnigen Weisheit in altertümelndem Deutsch:

„Hetzen und jagen / Thut man auch heut zu Tagen.“

Die Schiestl-Stube möchte sichlich den Besucher gerade daran hindern, denn ihr Dekor und ihre „Gemütlichkeit“ sind zweifelsohne dazu angetan. Von der Decke hängen zwei Geweihleuchter mit Armbrustschützen und Fischerknecht, bei dem gewundenen Gehörn einen Fischschwanz bildet. Er trägt in der linken Hand eine Nachtwächterlaterne und hält sich mit der Rechten an der Zipfelmütze. Plastiken und Ornamentschnitzereien dieser etwa für 18 Personen ausgelegten Stube zeigen Tier- und Pflanzenmotive aus Wald und Jagd.

Den Aus- und Einbau der Stube in den Würzburger Ratskeller führte die Firma Hans Seitz aus. Der Bildhauer Ossi Müller ergänzte die Holzschnitzerarbeiten originalgetreu. Die Kacheln für den Kachelofen, von der Ofensetzerfirma Sonnauer aufgebaut, formte die Keramikerin Anni Gudzent, ebenso die Katze, die auf dem Kachelrand schnurrt.

Bildergalerie

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Bruno Rottenbach: Rundgang durch den Würzburger Ratskeller. In: Würzburg heute - Zeitschrift für Kultur und Wirtschaft 16/1973, S. 30
  • Pressedienst der Stadt Würzburg: Der Würzburger Ratskeller. Ein Rundgang. Hrsg.: Amt für Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Würzburg, Würzburg, 6. September 1973

Einzelnachweise

  1. Main-Post: „Die ,Schiestl-Stube’ kommt aus einem Blockhaus“ (25. September 1972)
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