St. Georg (Neubrunn)

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Katholische Pfarrkirche St. Georg in der Marktgemeinde Neubrunn im Landkreis Würzburg
Westfassade der katholischen Pfarrkirche St. Georg

Die katholische Pfarrkirche St. Georg ist das Gotteshaus der Marktgemeinde Neubrunn.

Patrozinium

Georg der Märtyrer (* im 3. Jahrhundert in Kappadokien,† 23. April 303 in Palästina) ist als einer der 14 Nothelfer zuständig für kranke Haustiere und starb als Märtyrer. Gedenktag ist der 23. April.

Geschichte der Pfarrei

Neubrunn gehörte zum Eigentumsbereich der Abtei Fulda bzw. seines Filialklosters Holzkirchen, das 772 gegründet wurde. Da das Kloster damals den dritten Teil vom Weinzehnt und den halben Groß- und Kleinzehnt u.a. auch aus Helmstadt bezog, musste es dafür dort einen Pfarrer hinsetzen, unterhalten und für den Bau die Erhaltung einer Kirche wie des Pfarrhauses sorgen. Die Pfarrei Neubrunn war ursprünglich eine Filiale der Pfarrei Helmstadt. Am 2. August 1305 trennte Bischof Andreas von Gundelfingen auf Bitten der Propstei Holzkirchen, des Pfarrers von Helmstadt sowie der Gräfin Elisabeth von Hohenlohe den Ort Neubrunn von der Mutterpfarrei Helmstadt und erhob ihn mit Kembach (heute Erzbistum Freiburg) und Helzenberg (Wüstung bei Neubrunn) zur selbständigen Pfarrei. Das Präsentationsrecht [1] lag ursprünglich beim Abt und Konvent der Benediktinerpropstei Holzkirchen, von spätestens 1311 bis 1483/84 beim Deutschen Orden, bis 1655 beim Erzbischof von Mainz und seitdem libera collatio ordinarii[2]

Am 21. Mai 1484 bestätigte Bischof Rudolf II. von Scherenberg mit Zustimmung des Pfarrers Johann Werner die auf dem BMV-Altar [3] in der Pfarrkirche von Johann Keller, Kanoniker in Stift Haug zu Würzburg, gestiftete Vikarie und sprach dem Schultheiss, dem Bürgermeister und Schöffen von Neubrunn das Präsentationsrecht zu. Als letzter Benefiziat [4] resignierte Georg Faber am 5. April 1620 die Pfründe. Im Dreißigjährigen Krieg gingen die Kapitalien des Benefiziums verloren. Die noch vorhandenen Liegenschaften wurden in der Folgezeit der Pfarrei einverleibt.

Baugeschichte

Kirchturm der katholischen Pfarrkirche St. Georg

Als älteste Bausubstanz der heutigen Kirche gelten die beiden spätgotischen Untergeschosse des Ostturmes mit dem Presbyterim [5] aus dem 14. Jahrhundert. Da die einstige Filialkirche zu klein geworden war, ging man 1580 unter dem Mainzer Erzbischof Daniel Bendel von Homburg daran, eine neue Kirche aus Kurmainzischen Staatsmitteln aufzubauen. Auf die zwei Untergeschosse der früheren Turmes, der im untersten Teil Spitzbogenfenster mit hochgotischem Maßwerk, Kreuzrippengewölbe mit rundem Schlussstein, die flachgekehlten Rippen an den östlichen Ecken ruhend auf figürlichen Konsolen, im zweiten Geschoss Fenster im Eselsrückenbogen geschlossen zeigt, wurde ein drittes Turmgeschoss mit zugesetztem Spitzbogenfenster aufgesetzt und an einen Ortstein der Nordseite das Wappen des Mainzer Fürstbischofs Brendel angebracht mit der Inschrift: „Daniel Erczbischoff zu Meincz Churfurrscht 1580.“ Gegenüber befindet sich das Wappen der Echter mit der Inschrift: „Adolf Echter Ambdman zu Brodzeld 1580.“ Auf dieses dritte Turmgeschoss wurde damals wohl auch das vierte aufgesetzt mit Fenstern mit geradem Sturz. An den Turm bzw. das Presbyterium schloss man 1580 das Kirchenschiff kaum über 5 Meter hoch und auch räumlich beschränkt in gotischem Stil an, das allerdings schon 1620 wieder baufällig wurde. Dazu kam, dass die Kirche auch von der Brandkatastrophe des Jahres 1673 nicht verschont blieb.

Es folgten wiederholt Eingaben und Bitten der Pfarrer und Gemeinde um Wiederherstellung der baufälligen Kirche an die Geistliche Regierung, die auf den unter dem 15. Juni 1712 erfolgten Bericht des Pfarrers Johann Georg Adam Appel über den unmittelbar drohenden Einsturz von Turm und Kirche hin den Bitten nachgab. Mit der einstweiligen Verlegung des Gottesdienstes in die Schlosskapelle wurde die alte Kirche abgebrochen. Während man den Chor am unteren Stockwerk des Turmes stehen ließ, hob man den Chorbogen ab, erhöhte ihn entsprechend und baute das Langschiff der Kirche neu an. Die Konsekration nahm am 12. Oktober 1717 Bischof Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths vor. In den Jahren 1910 und 1911 wurde unter Pfarrer Leo Lutz nach Plänen von Alois Suiter aus Volkach das Langhaus in südlicher Richtung erweitert, der Südchor errichtet und der Turm um ein fünftes Geschoss erhöht. Die erneute Konsekration nahm Bischof Ferdinand von Schlör am 29. Juni 1911 vor. [6]

Unter der Leitung von Eugen Altenhöfer wurde der Innenraum 1951 renoviert. 1960 Erweiterung der Sakristei unter Leitung von Walter Kuntz aus Würzburg. Eine erneute Innenrenovierung mit Umgestaltung des Chorraums erfolgte 1966 unter der Leitung von Werner Kressirer aus Höchberg, eine weitere Innen- und Außerrenovierung 1966 unter Leitung von Winfried Zöller aus Dorfprozelten. 1989 wurde der Kirchenvorplatz neu gestaltet und die Brunnenanlage erneuert. 1989 wurde eine Sanierung des Kirchendaches und des Kirchenumgriffs durchgeführt unter Leitung von Willi Müller aus Marktheidenfeld durchgeführt.

Baubeschreibung

Der Kirchturm stammt im Unterbau aus dem 14. Jahrhundert, darüber der Chorflankenturm mit Spitzhelm aus dem Jahr 1580. An der Südseite des dritten Turmgeschosses befindet sich ein Wappen des Mainer Erzbischofs Daniel Brendel von Homburg mit der Jahreszahl 1580 und der Inschrift: DANIEL ERCZBISCHOFF ZV MEINCZ CHVRFUVRRSCHT, gegenüber das Echter-Wappen mit Jahreszahl 1580 und der Inschrift: ADOLF ECHTER AMBDMAN ZV BRODZELD. Über dem Westportal das Wappen des Fürstbischofs Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths mit der Jahreszahl 1713. In den beiden Nischen der Westfassade Figuren des Hl. Petrus und Heiligen Paulus aus Kunststein von 1985 (Abguss; Originale im Kircheninnern). Vor dem Westportal im Pflaster des Kirchenvorplatzes ein Mosaik mit Darstellung des Hl. Georg aus dem 20. Jahrhundert.

Der Bildstock aus Sandstein, Säule und Aufsatz mit Relief, Pietà und Steinkreuz ist bezeichnet auf das Jahr 1707.

Innenausstattung

Blick auf den Chorraum und die Altäre

Hochaltar

Hochaltar mit viersäuligem Aufbau und seitlichem Akanthus, entstanden um 1713 bis 1717. Tabernakelaufbau mit dem Lamm Gottes auf dem Buch mit den sieben Siegeln als Bekrönung, Altarblatt mit Darstellung des Hl. Georg aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts., seitlich Figuren der Apostelfürsten Petrus (links) und Paulus (rechts), auf dem Gebälk Vasen, auf den Giebelschenkeln geflügelte Engel, im Auszug Heilig-Geist-Taube im Wolken- und Strahlenkranz, als Bekrönung ein Kreuz. Die Altarkonsekration zu Ehren des Hl. Georg mit Reliquien der Märtyrer Clemens, Donatus, Placidus, Fortunatus und Candida nahm Bischof Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths am 12. Oktober 1717 vor.

Volksaltar

Altar versus populum, Ambo und Priestersitz aus Naturstein. Altarkonsekration zu Ehren des Hl. Georg mit Reliquien der Märtyrer Aurelius, Euganius und Illuminatus durch Weihbischof Alfons Kempf am 17. Dezember 1966.

Seitenaltäre

Zwei Seitenaltäre mit Pilastern und je vier Säulen aus der Zeit um 1713 bis 1717.

  • Östlicher Marienaltar mit Muttergottesfigur in der Mittelnische, auf dem Gebälk Vasen, auf den Giebelschenkeln geflügelte Engel, im Auszug Relief mit Darstellung von Gottvater im Wolken- und Strahlenkranz (1878), als Bekrönung Kreuz. Altarkonsekration zu Ehren BMV [3] mit Reliquien der Märtyrer Valerianus, Amatus, Clarus, Concessus und Felicissima durch Bischof Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths am 12. Oktober 1717.
  • Westlicher Sebastiansaltar mit einer Figur des Heiligen in der Mittelnische, auf dem Gebälk Vasen, auf den Giebelschenkeln geflügelte Engel, im Auszug Relief mit Darstellung Gottsohn mit Kreuz im Wolken- und Strahlenkranz (1878), als Bekrönung Kreuz. Altarkonsekration zu Ehren des Hl. Sebastian mit Reliquien der Märtyrer Irenäus, Evellius, Caesarius und Theodora durch Bischof Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths am 12. Oktober 1717.

Kanzel

An der östlichen Langhauswand befindet sich eine klassizistische Kanzel aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts (heute ohne Aufgang). Am runden Korpus Engel mit den Symbolen Glaube, Liebe, Hoffnung, an der Rückwand Relief Jesus als Sämann, unter dem Schalldeckel Heilig-Geist-Taube, als Bekrönung Figur des guten Hirten.

Taufstein

Der um 1670 entstandene Taufstein aus Rotsandstein steht neben dem Sebastiansaltar.

Weitere Kunstwerke

  • Zu beiden Seiten des Hochaltar Figuren des Hl. Josef als Zimmermann mit dem Jesusknaben (links) und der Hl. Anna mit Tochter Maria (rechts).
  • An der Chordecke Stukatur mit Darstellung Auge Gottes im Wolken- und Strahlenkranz.
  • Am Chorbogen Kreuzigungsgruppe (Kruzifix spätes 17. Jahrhundert, Assistenzfiguren 18. Jahrhundert).
  • Vortragekreuz unter der Kanzel, daneben Figur der Hl. Theresa vom Kinde Jesu (Anfang 20. Jahrhundert), Figur des Hl. Wendelin (19. Jahrhundert, Herz-Jesu-Figur (Anfang 20. Jahrhundert).
  • Beichtstuhl (20. Jahrhundert)
  • An der westlichen Langhauswand Muttergottesfigur aus dem 18. Jahrhundert, Figurengruppe der 14 Nothelfer (18. Jahrhundert), klassizistischer Beichtstuhl mit Ovalrelief der Hl. Maria Magdalena (Anfang 19. Jahrhundert), Figur des Hl. Franziskus (Anfang 20. Jahrhundert).
  • An der nördlichen Langhauswand Opferstock aus Holz (1595, Gedenkstein von Arthur Schleglmünig aus dem Jahre 1917 mit den wichtigsten geschichtlichen und kirchlichen Daten von Neubrunn.
  • 14 gemalte Kreuzwegstationen (1887)
  • An den Emporenpfeilern spätgotische Figur des Hl. Sebastian (15. Jahrhundert) und Figur des Hl. Wendelin (wohl 17. Jahrhundert). Auf der Empore Figuren des Hl. Petrus und Hl. Paulus (beide 18. Jahrhundert).
  • Im Langhaus acht Deckengemälde von Eulogius Böhler aus dem Jahre 1911 mit Darstellung der sieben Sakramente und der Anbetung der Hl. drei Könige.

Bildergalerie

Orgel

Orgelempore

Die Orgel besitzt 19 Register von der Fa. Wilhelm Bader aus Hardheim und wurde 1926 gefertigt. 1966 erfolge eine Restauration durch die Fa. Gustav Weiss aus Zellingen.

Geläut

  1. Glocke mit Schlagton f', Durchmesser 141 cm, Gewicht 1.750 kg.
  2. Dreifaltigkeits- und Gefallenenglocke mit Schlagton d', Durchmesser 135,7 cm, Gewicht 1.746 kg, Schmuck: Relief der Hl. Dreifaltigkeit, Umschriften: BENEDICTA SIT SANCTA TRINITAS, UNSEREN TOTEN UND GEFALLENEN ZUM GEDENKEN, 1964 von der Fa. Friedrich Wilhelm Schilling (Heidelberg) gegossen.
  3. Glocke mit Schlagton g', Durchmesser 126 cm, Gewicht 1.200 kg.
  4. Glocke mit Schlagton b', Durchmesser 107 cm, Gewicht 720 kg.
Die zuerst genannte Glocke und die beiden zuletzt bezeichneten Glocken wurden 1922 gegossen und tragen jeweils die Gießerinschrift ULRICH UND WEULE, APOLDA-BOCKENEM.

Pfarrgebiet

Das Seelsorgsgebiet umfasst die Gemarkung der Marktgemeinde Neubrunn.

Pfarreigemeinschaft

St. Georg gehört zur Pfarreiengemeinschaft Hl. Benedikt zwischen Tauber & Main im Pastoralen Raum Würzburg links des Mains.

Seelsorger (Auszug)

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Erläuterungen und Hinweise

  1. Nähere Informationen zum Präsentationsrecht siehe Wikipedia [1].
  2. Informationen zum Patronatsrecht (19./20. Jahrhundert) finden sich im Historischen Lexikon Bayerns [2]. Siehe auch Präsentationsrecht bei Wikipedia [3].
  3. 3,0 3,1 BMV = Beata Maria Virgo (seliggepriesene Jungfrau Maria)
  4. Benefiziat (auch lat. Benefizium) ist ein ehemaliger Amtstitel der römisch-katholischen Kirche für einen Kleriker, der seinen Unterhalt vom Ertrag einer Pfründe erhielt. Dabei handelt es sich bis heute um ein von der zuständigen kirchlichen Autorität vergebenes Rechtsinstitut auf Pfarreiebene, das aus Kirchenamt und nutzungsfähiger Vermögensmasse besteht.
  5. In der sakralen Architektur bezeichnet das Presbyterium, auch Chor, Chorraum oder Altarraum genannt, jenen Platz in Kirchen, der den Hauptaltar umgibt und der früher dem Klerus oder den Ordensgemeinschaften zur Feier des Stundengebets vorbehalten war. Weitere Informationen bei Wikipedia [4].
  6. Auf einem Gedenkstein in der Kirche wird als Weihedatum der 24. Juni angegeben.

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