Waldfriedhof
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Der Waldfriedhof - mitten im Würzburger Stadtwald gelegen - ist in 15 Abteilungen gegliedert und besitzt eine Feier- und Leichenhalle. Er wurde am 15. Dezember 1968 seiner Bestimmung übergeben. Seither wird er als naturnaher grüner Friedhof genutzt und steht allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung. Auf einer Gesamtfläche von ca. 370.000 m² beherbergt er ca. 8.000 Grabstätten.
Dort wo die Stadt im Jahre 2005 am Waldfriedhof eine größere Zone für die Baumbestattung eingerichtet hat, bedeckt ein Teppich aus frischem Grün und Buschwindröschen den Waldboden. Es ist das Angebot der Stadt, das der Idee eines Friedwalds nahe kommen soll.
Entstehungsgeschichte
Die Anfänge der Planungen des Waldfriedhofes gehen zurück auf die Anfänge der 1930er Jahre. 1933 beantragte das Bestattungsamt aufgrund des erhöhten Gräberbedarfs beim Stadtrat die Planung eines neuen Friedhofs zu veranlassen. Der Grund lag darin, dass die Einwohnerzahl Würzburgs auf über 100.000 angestiegen und nach Berechnung der zu erwartenden Sterbefälle und der mangelnden Kapazitäten auf dem Hauptfriedhof der Bau eines neuen Friedhofs unumgänglich war. Erste Planungen sahen vor, das Vorhaben in der Flurlage „Einsprung“ im Würzburger Stadtwald zu verwirklichen, jedoch entschied man sich dann für die Flurlage „Leite“ am Dallenberg. Am 28. Januar 1935 wurde auf einer zur Verfügung gestellten Fläche von 540.000 m² mit dem Bau begonnen. Nachdem aber etwa ein Drittel ausgeführt worden war, mussten die Arbeiten aufgrund des Ausbruches des Zweiten Weltkrieges eingestellt werden. Hinzu kam, dass der Hygieniker Geheimrat Professor Dr. Ludwig Knorr entschieden Einspruch dagegen eingelegt hatte, das auf dem Dallenberg Leichen bestattet werden. Die Bergkuppe des Dallenberges gehört zum „Vor-Sickerfeld“ für Würzburger Quell- und Trinkwasser, das am Fuße des Berges längst teilweise schon im Wasserwerk Mergentheimer Straße gefasst ist und als Ergänzung des Wasservorrates aus dem Zeller Reservoir bei regenarmer Zeit dient. Die Würzburger Bevölkerung müsste also das über bestattete Leichen sickernde Wasser trinken. Der Einspruch Knorrs hatte Erfolg, so dass der Waldfriedhof nicht benutzt werden durfte.
Beigesetzt wurden im Waldfriedhof bis 1945 außer einer Anzahl von Anatomieleichen nur acht Urnen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hatten die Stadtväter zunächst andere Sorgen. 1962 wurde das Projekt Waldfriedhof endgültig fallen gelassen, erstens wegen der Bodenverhältnisse und zweitens wegen der Verkehrsverhältnisse. Der Straßenbau hätte alleine ca. 750.000 DM verschlungen. In den Folgejahren wurde dennoch der Garten- und Landschaftsarchitekt Hermann Thiele aus Wolkershausen bei Nürnberg, ein Spezialist auf dem Gebiete der Friedhofsplanung, mit der Ausarbeitung eines Vorprojektes beauftragt. Dieses Vorprojekt wurde am 12. Januar 1966 dem Stadtrat vorgelegt. Dabei wurde für den Waldfriedhof ein Gelände von 35,1 Hektar im Stadtwald vorgesehen, wovon 20,1 Hektar als Belegungsfläche vorgesehen waren, d.h. Raum für rund 20.000 Grabstellen.
Die Planungen Thieles hielten sich im Wesentlichen an die Vorkriegsplanungen. Im Gegensatz zu früher war nun allerdings eine Kanalisierung des Friedhofs vorgesehen.
Aussegnungshalle
Die Aussegnungshalle des Waldfriedhofes, ein einfacher Stahlbetonskelettbau aus Fertigteilen, wurde im Jahre 1967 als Werkstatthalle geplant, gebaut und anschließend als provisorische Aussegnungshalle in Betrieb genommen. Erst 1988 begann man mit dem Ausbau der Halle. Neue große Glasgemälde aus sogenannten Opalüberfanggläsern an der südlichen Außenwand und Deckenfläche nach einem Entwurf von Curd Lessig und ausgeführt von der Glaswerkstatt Rothkegel [1] beherrschen den Aussegnungsraum. In großzügiger Linienführung und klaren Farben werden in der Glaswandfläche Dornenkrone, Leid, Tränen, Tod und strahlendes Kreuz der Auferstehung, in der Glasdeckenfläche die Zonen des geistlichen Lebens dargestellt. Die Fertigstellung erfolgte am 1. Oktober 1989.
Gastronomie in der Nähe
Blumenhäuser
Impressionen im Waldfriedhof
Blick auf das Grab von Petra Kelly
Sondergrabstätten
Grabstätte der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg
Zum Gedächtnis der Menschen, die nach ihrem Tode zur Ausbildung junger Ärzte beitrugen. Die Medizinische Fakultät der Universität Würzburg.
Urnengärten
In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Würzburger Friedhofsgärtner sowie der Interessengemeinschaft Grabmal der Steinmetzbetriebe aus Würzburg und Umgebung wurde im Würzburger Waldfriedhof zwischen Aussegnungshalle und Glockenturm eine Urnengemeinschaftsanlage in Form eines Urnengartens angelegt.
Als Alternative zu einer Urnenwand sind hier Beete für Urnen-Erdbestattungen entstanden, die - je nach Grabanlage - entweder mit individuell zu erwerbenden Grabsteinen oder bodenebenen Namenstafeln entstanden sind.
Die Gebühren enthalten sämtliche Pflege- und Pflanzleistungen sowie die Kosten für die Namenstafeln. Lediglich bei der individuell gestalteten Grabanlage entstehen zusätzliche Kosten für den Grabstein.
Alle Grabstellen sind für zwei Urnenbestattungen geeignet.
Der Erstankauf eines Grabplatzes erfolgt für 15 Jahre und ist auch ohne aktuellen Sterbefall ab dem 60. Lebensjahr möglich. Alle Grabstellen in den Urnengärten können nach Ablauf des Nutzungsrechts jederzeit um weitere 15 Jahre verlängert werden.
Felsengärten
Die Felsengärten bieten Grabplätze mit kleinen, einheitlichen Schriftplatten auf der Beisetzungsstelle für je zwei Urnenbestattungen. Die Beauftragung der Schrift erfolgt durch die Friedhofsverwaltung und ist in den Grabgebühren nicht enthalten. Die gärtnerische Gestaltung erfolgt durch eine ganzjährige Dauerbepflanzung mit Bodendeckern sowie mit drei saisonal wechselnden Bepflanzungen.
Motivgärten
Die Motivgärten bieten Grabplätze mit individuellen Grabsteinen für je zwei Urnenbestattungen. Die gärtnerische Gestaltung erfolgt durch eine ganzjährige Dauerbepflanzung mit Bodendeckern sowie mit drei saisonal wechselnden Bepflanzungen für jede Grabstelle. Alle Gräber sind optisch voneinander getrennt. Beim Ankauf eines Grabplatzes im Motivgarten ist zwingend der Erwerb eines der vorhandenen Grabdenkmale erforderlich. Hierfür fallen zusätzliche Kosten an, die den Abbau nach Ablauf des Nutzungsrechtes beinhalten.
Bekannte Persönlichkeiten und Familien (Auswahl)
- Rudolf C.L. Blümm - Kaufmann und FDP-Kommunalpolitiker
- Wolfgang Bötsch - Bundesminister für Post und Telekommunikation (1993-1997) und Abgeordneter des Deutschen Bundestages für den Bundestagswahlkreis Würzburg (1976-2005)
- Karl Heinz Chelius - klassischer Philologe und enyklopädischer Redakteur des Augustinus-Lexikons
- Louis Helmut Debes - Professor an der der Julius-Maximilians-Universität Würzburg für Musikpädagogik und Didaktik der Musikerziehung sowie hauptamtlicher Organist und Chorleiter der Pfarrei Unsere Liebe Frau
- Josef Dünninger - Volkskundler, Germanist sowie Professor an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
- Rudolf Erben - Schulrektor und Pädagoge
- Karl Fäth - Gewerkschafter und SPD-Stadtrat
- Hermann Geist - Dichter, Musiker, Architekt und Querdenker
- Arnold Heimberger - leitender Regierungsdirektor a.D., Regierungsrat, Syndikus der Universität Würzburg und ständiger Vertreter des Uni-Kanzlers
- Bertold Hummel - Komponist, Träger des Kulturpreises der Stadt Würzburg
- Erich Huth - DGB-Kreisvorsitzender und von 1972 bis 1990 Mitglied der SPD-Stadtratsfraktion
- Petra Kelly - deutsche Politikerin und Mitbegründerin der Partei DIE GRÜNEN
- Wolfgang Leydhecker - Direktor der Universitäts-Augenklinik
- Franz Lotz - Sportwissenschaftler und Professor an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
- Michael Meisner - Oberbürgermeister der Stadt Würzburg (1946) und erster Nachkriegs-Landrat des Landkreises Würzburg (1946-1949)
- Wolfgang Michler - Immobilienhändler und von 1983 bis 1992 Vorsitzender der Würzburger Kickers
- Paul Heinrich Otte - Architekt und Stadtbaurat der Stadt Würzburg
- Erhard Peschel - Berufsmäßiger Stadtrat und Tiefbau- und Umweltreferent der Stadt Würzburg
- Georg Schreier - Landrat des Landkreises Würzburg (1978-1996)
- Wolfgang Schwerd - Gerichtsmediziner und Professor an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
- Ernst Singer - Bildhauer
- Otto Volk - Mathematiker, Astronom und Professor an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
- Josef Versl - Maler und Träger des Kulturpreises der Stadt Würzburg
- Horst Ludwig Wullstein - Professor der Medizin an der Universitätsklinik
- Klaus Zeitler - Oberbürgermeister der Stadt Würzburg (1968-1990)
ÖPNV
Nächste Bushaltestellen: | Waldfriedhof Nord, Waldfriedhof Süd |
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Daniel Gerken: Die Selbstverwaltung der Stadt Würzburg in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 17, Hrsg.: Ulrich Wagner, Verlag Ferdinand Schöningh, Würzburg 2011, S. 296 ff. (Zugl.: Würzburg, Univ., Diss., 2004, Dissertation als pdf)
Weblinks
- Friedhöfe in Würzburg auf den Internetseiten der Stadt Würzburg
- Friedhofsverwaltung auf www.wuerzburg.de
- Downloads und Formular
- Main-Post: „Friedwald am Waldfriedhof: Statt schlichter Natur bunter Kitsch“ (6. Mai 2010)
- Grabmal für Petra Kelly
- Waldfriedhof Würzburg bei Find a Grave