Wilhelm Leibl

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Wilhelm Leibl: Selbstbildnis aus dem Jahre 1862
Ruhestätte von Wilhelm Leibl und Johannes Sperl auf dem Würzburger Hauptfriedhof

Wilhelm Maria Hubertus Leibl (* 23. Oktober 1844 in Köln; † 4. Dezember 1900 in Würzburg) war als Maler ein bedeutender Vertreter des Realismus in Deutschland.

Leben und Wirken

Wilhelm Leibl wurde als fünftes von sechs Kindern, unter denen sich eine Schwester befand, des Kölner Domkapellmeisters Carl Leibl und dessen Ehefrau Maria Gertrud Lemper geboren. Sein Vater war bei seiner Geburt schon sechzig Jahre alt und auch seine Mutter hatte bereits das siebenunddreißigste Lebensjahr vollendet. Großeltern waren Karl Ferdinand Leibl und Maria Regina Theresia Wagner aus Landau und Dr. Jakob Lemper, Professor am Kölner Gymnasium Montanum, und Anna Catharina Franziska Blanck aus Köln.

Die Jugendzeit verbrachte er im Haus Nummer 16 der Altkölner Sternengasse. Seine Lust zum Zeichnen begann sehr frühzeit. In der Volksschule bekritzelte er die Schiefertafel mit seinen Phantasien. Auf dem Gymnasium setzte er diese „Studien“ fort und wurde sehr früh ein Porträtist. Auf Bestellung zeichnete er seine Mitschüler und lässt sich jedes Konterfei mit zwei Pfennigen bezahlen. Die Zeichenstunden erfüllten ihn ganz und waren seine Welt. Der Zeichenlehrer Hermann Becker erkannte das große Talent des Jungen und pflegte es sorgsam.

Wilhelm verließ früh die Schule und ging bei einem Schlossermeister in die Lehre. Nach kurzer Lehrzeit gestand er seinen Eltern, dass der Beruf des Technikers sein Leben nicht ausfüllen könnte. Schließlich durfte Wilhelm die Schlosserlehre abbrechen und seinen Traum, Künstler zu werden, verwirklichen. 1864 ging der Zwanzigjährige nach München und bestand die Aufnahmeprüfung auf der Akademie der Bildenden Künste mit Auszeichnung. Er studierte bei dem bekannten Professor Carl Theodor von Piloty und den Professoren Hermann Anschütz und Arthur Georg von Ramberg.

1869 teilte er sich ein gemeinsames Atelier in München mit den Malern Theodor Alt, Rudolf Hirth du Frênes und Johannes Sperl. Das Hauptwerk dieser Frühzeit, das Bildnis der Frau Gedon (1868/69; München, Neue Pinakothek), brachte ihn in freundschaftlichen Kontakt mit Gustave Courbet. Der Franzose Courbet hatte mit seinen realistischen Bildern und ihrer egalitären Flächenstruktur sehr viel Aufmerksamkeit erregt. Leibl reiste 1870 zu einem kurzen Aufenthalt nach Paris, wo er auch die Malerei Édouard Manets kennenlernte.

Nach seiner Rückkehr versammelte Leibl 1870 in München gleich gesinnte Maler, den Leibl-Kreis [1], um sich (Wilhelm Trübner, Carl Schuch, Theodor Alt, Karl Haider, zeitweilig auch Hans Thoma). Seit 1873 zog sich Leibl vom Münchner Kunstbetrieb zurück und lebte mit dem Maler Johann Sperl in Berbling und Bad Aibling in Oberbayern. Seine letzte Lebensstation war ab 1892 das kleine Dorf Kutterling am Wendelstein. Seine Modelle wählte er aus seiner Umgebung: Bauern, Bäuerinnen und Jägersleute. In einer großen Anzahl von Bildern setzte er ihnen ein Denkmal. Er war hauptsächlich ein Menschenbildner. Das wohl bekannteste Leibl-Gemälde ist „Drei Frauen in der Kirche von Berbling“, gemalt in der Zeit von 1878 bis 1881.

1892 wurde Leibl wegen seiner hervorragenden Leistungen vom Prinzregent Luitpold von Bayern zum königlichen Professor ernannt. In den letzten Jahren seines Lebens wurde Leibl von einem chronischen Herzleiden und Atmungsbeschwerden geplagt. Zur Vergrößerung des Herzens kam auch noch Gicht, so dass er im Mai 1900 zu einer Kur in Bad Nauheim gezwungen war. Wilhelm Leibls Herzleiden verschlimmerte sich so sehr, dass ihm sein treuer Freund, Arzt und Biograph Dr. Mayr in Brannenburg zur Übersiedlung nach Würzburg riet (Wilhelms Schwester war in Zellingen verheiratet, sein Bruder, der Arzt Johann Leibl, lebte ebenfalls in Zellingen und seine Mutter verbrachte in Zell ihren Lebensabend. [2]) Am 8. November 1900 kam er nach Würzburg und suchte die Klinik des berühmten Medizinprofessors Wilhelm Olivier von Leube im Hotel Kronprinz [3] auf. Von dort sollte er nicht mehr in seine geliebten bayerischen Berge zurückkehren. Die ärztliche Kunst vermochte die durch Wassersucht beschleunigte Katastrophe nicht mehr aufzuhalten.

Letzte Ruhestätte

Mit den Sterbesakramenten versehen, tat Leibl, der Katholik war, am 4. Dezember 1900 abends gegen 20.30 Uhr mit dem Rufe: „Zurück, ich muss nun sterben!“ seinen letzten Atemzug. Am 7. Dezember trug man den Meister in Anwesenheit namhafter Künstlerfreunde auf dem Würzburger Hauptfriedhof nachmittags um 16.30 Uhr zur ewigen Ruhe - er war nur 56 Jahre alt geworden. Johannes Sperl, der auch über die Kunst und die gemeinsam geschaffenen Gemälde hinaus zum Freund Leibls geworden war, wurde 1914 im Grab Leibls beigesetzt.

Posthume Würdigung

Nach Wilhelm Leibl wurde die Leiblstraße nahe des Ringparks benannt.

Quellen

  • Willi Dürrnagel: Wilhelm Leibl - Einer der größten deutschen Maler des 19. Jahrhunderts in Würzburg begraben, in: Meeviertel-Anzeiger, Jahrgang 10, September 2012, S. 1 - 3 (Veröffentlichung bei WürzburgWiki mit freundlicher Genehmigung des Autors)

Weblinks

Erläuterungen

  1. Als Leibl-Kreis bezeichnet man eine Gruppe von Künstlern, die sich in den Jahren 1871 bis 1873 um den Maler Wilhelm Leibl gesammelt hatte und deren Werk stilistische Verwandtschaft zueinander aufweisen.
    In diesem Freundeskreis herrschte kein ausgeprägtes Lehrer-Schüler-Verhältnis. Geprägt war er jedoch von einer einheitlichen Stilauffassung, bei der Elemente der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts und der zeitgenössischen französischen Malerei verbunden wurden. Leibl war dabei vor allem durch den französischen Realisten Gustave Courbet beeinflusst. Von Courbets Einfluss inspiriert, war der Kreis zu einer „reinmalerischen“ Technik gelangt. Insbesondere Leibl entwickelte eine Technik, bei der die Pinselführung die spezifische Stofflichkeit des darzustellenden Gegenstandes völlig vernachlässigte und die damit bereits in Richtung Abstraktion wies, da sie Flächen und Formen in gleichförmige Einheiten zerlegte. Geschaffen wurden durch diesen Kreis vor allem Bildnisse, Landschaften und Stillleben.
  2. Josef Kern: Die Bildende Kunst abseits der Zentren, in: Unterfränkische Geschichte, hrsg. von Peter Kolb und Ernst-Günter Krenig, Band 5/2, Echter Verlag, Würzburg 2002, S. 247-316, S. 287
  3. Das Hotel Kronprinz stand an der Ecke Theaterstraße/Residenzplatz, heute ist hier ein Bankgebäude. Als die Universitätsprofessoren der Medizin noch keine Privatstationen im Juliusspital hatten, mieteten sie, soweit sie gesuchte Koryphäen waren, für ihre vermögenden Privatpatienten Hotelzimmer an.
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