Gaswerk Würzburg

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Luftbild des Gaswerkes mit der Ständerbühlstraße (1958)
Gaswerk in der Ständerbühlstraße (1986) (© Roland Pleier)

Das Gaswerk Würzburg produzierte ab Ende des 19. Jahrhunderts Gas für die Stadt Würzburg zur Straßenbeleuchtung.

Vorgeschichte

Altes Gaswerk im Hauger Viertel (1870)

Bereits 1790 konnte Würzburg anlässlich des Besuchs von Kaiser Leopold II. mit Hilfe von Holzgas erleuchtet werden. Seit dem Jahre 1840 hatte die Stadt Verhandlungen über eine Gasbeleuchtung geführt. Im Juni 1853 wurde mit der Firma L. A. Riedinger in Augsburg ein Vertrag geschlossen zur Herstellung von Holzgas nach v. Pettenkofer's Patent. Die Finanzierung und der Betrieb erfolgte durch die Stadt Würzburg, die zur Subskription von Gas- und Wasseranschlüssen aufrief. [1] Im Juni 1855 wurde auf dem Gebiete der ehemaligen Gullenmühle und eines danebengelegenen grossen Gartens, am nordöstlichen Ende der Stadt aber noch innerhalb der Festungswerke ein Gebäude fertig gestellt, das gleichzeitig das Gas- und Wasserwerk aufnahm. Schon zu Kiliani 1855 konnten 616 Straßen- und 150 Hauslaternen entzündet werden. Die steigende Gasnachfrage machte diverse Erweiterungen und Verbesserungen notwendig, die aber nicht auf Dauer den Ansprüchen der aufblühenden Stadt genügten. Da auch das Wasserwerk vergrösserungsbedürftig war, wurde das alte gemeinsame Gebäude zu klein und eine Neuanlage eines Gaswerkes notwendig. Dieses sollte vor die Stadt verlegt und in der Nähe der Bahn erbaut werden, um die Materialien direkt zu- und abführen zu können. Aufgrund steigender Holzpreise und den Fortschritten bei Steinkohlengasbereitung wandte man sich auch in Würzburg dem Kohlengas zu und vermied dabei auch die mühsame, Arbeiter und Umgebung belästigende Kalkreinigung.

Geschichte

1871 beschloss die Stadt, aus wirtschaftlichen Gründen von Holzgas auf Steinkohlengas umzustellen und einen Neubau anzulegen. Im März 1874 wurde der Bau des städtischen Gaswerks in der Ständerbühlstraße [2] begonnen und nach eineinhalb Jahren Bauzeit in Betrieb genommen und somit die Stadtgasproduktion aus der Bahnhofstraße hierher verlegt. Das Gaswerk verfügte über einen eigenen Gleisanschluss, der teilweise in städtischem Eigentum war. [3]

Charakteristisch für die früher in allen größeren Städten vorhandenen Gaswerke waren die großen Gaskessel bzw. Gasometer. Ihr Füllgrad war variabel, d.h. sie konnten größer und kleiner werden, so dass man mit einem Blick sah, wie viel Gas gerade gespeichert war.

Baubeschreibung

„Gaswerk; dreiteilige Baugruppe der Neuen Sachlichkeit bestehend aus Turm mit Durchfahrt, Halle und dreigeschossigem Wohnhaus, sämtlich Putzmauerwerk mit Flach- bzw. Flachsatteldach; Neue Sachlichkeit, 1926/1932-36 (Wohnhaus im Kern 1874); Betriebsgebäude, dreigeschossiger Satteldachbau mit Putzgliederungen, 1874.“ Das Wohnhaus wurde 1926 und 1932-36 umgebaut und auch der Turm wurde zwischen 1932 und 1934 erneuert.

Historische Abbildungen

Ortsgasversorgung

Die Stadt Würzburg verfügte über eine so genannte Gruppengasversorgung, die nicht nur das Stadtgebiet, sondern auch angrenzende Gemeinden wie Versbach, Höchberg, Eibelstadt, Randersacker und Zell a. Main mit versorgte, ein Versorgungsmodell, das eigentlich bislang Ballungsräumen vorbehalten war. In dem großen Gasometer wurde das aus Steinkohle gewonnene Gas unter niedrigem Druck zwischengelagert und nach Bedarf ins Netz abgegeben.

1962 gründeten die Ruhrgas AG und weitere deutsche Gasversorger, sowie 16 Städte und zahlreiche Industriebetriebe, auch auf Betreiben der Stadt Würzburg hin, die Ferngas Nordbayern GmbH und setzten damit den Grundstein für eine zentrale Ferngasversorgung. Dieses Gas ist ein Nebenprodukt der Kokereien im Ruhrgebiet und Saarland und konnte kostengünstig abgezweigt und in ein Fernleitungsnetz eingespeist werden. Die lokale Gasproduktion wurde somit eingestellt und der Gasometer als Niedrigdruckgasbehälter nicht mehr benötigt.

Heutige Nutzung

Das denkmalgeschützte alte Gaswerk beherbergt heute im Turm das Historische Archiv der Würzburger Verkehrs- und Versorgungs GmbH.

Aktuelle Gasversorgung

Heute wird die Region mit fossilem Erdgas versorgt. Seit 1964 ist die gasuf, die Gasversorgung Unterfranken, für die Bereitstellung von Gas zuständig.

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Würzburger Stadt- und Landbote (28. März 1854) S. 388
  2. Frühere Postadresse: Ständerbühl 22 (Telephon-Anlage Würzburg: Verzeichniss der Sprechstellen, Nr. 1 - abgeschlossen am 30. September 1887, Königl. Universitätsdruckerei von H. Stürtz, Würzburg 1887, S. 13 und 36)
  3. Verzeichniss der nutzbaren Längen der Ausweichspuren, sowie der Nebengleise und der Doppelbahn-Strecken &c. &c. auf den K. B. Staatseisenbahnen, Januar 1877, S. 109

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