Neutor

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Begriffsklärung.png Den Namen Neutor trug auch ein Tor der barocken Stadtbefestigung im Bereich der heutigen Neutorstraße. Näheres dazu im Artikel Stadtmauer.

Neutor, Blick von der Tellsteige
Neutor, Detail der inneren Fassade

Das Neutor (auch Unteres schwedisches Werk) gehört zu den äußeren Befestigungsanlagen der Festung Marienberg. Die Toranlage wurde vermutlich bereits unter schwedischer Besatzung (1633/1634) begonnen [1] und unter Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn in den Jahren 1652 und 1653 [2] von Johann Philipp Preuß vollendet.

Lage

Die Toranlage befindet sich in der Kurtine zwischen den Bastionen St. Sebastian und St. Georg am nördlichen Abhang des Marienbergs. Unterhalb schließt die Tellsteige an, oberhalb erstreckt sich die Neutorwiese mit Fußwegen zum Schönborntor und zur Schönbornschen Ausfallpforte.

Baubeschreibung

Grundriss der Neutoranlage (Franz Seberich, 1936)

Die Brücke über den vorgelagerten Graben war einst keine Zugbrücke im klassischen Sinne, bei der zwei Ketten vom äußeren Ende der Brückenplatte in einer diagonalen Linie durch zwei Maueröffnungen über dem Tor in das Innere des Torhauses führten und dann auf einer Winde landeten. Auf der Äußeren Schauseite sind deshalb auch keine derartige Maueröffnungen zu finden. Vielmehr funktionierte die Brücke - vereinfacht ausgedrückt - wie eine große drehbar gelagerte Wippe, bei der die innenliegende, mit Gegengewichten versehene Brückenplatte in einen Brückenkeller gezogen wurde und dadurch den außenliegenden Rest der Brücke nach oben kippte. Die Brücke war dadurch mit wenig Personal bedienbar, da der Kraftaufwand geringer ausfiel. Die kleinere Pforte östlich neben dem großen Torbogen besaß dieselbe Mechanik und war Fußgängern vorbehalten. Die Fußgängerschleuse mündet in die Durchfahrt (Seberich-Plan: Grundriss der Neutoranlage e). Die Türen der Schleuse wurden über hölzerne Maschinen geöffnet, die von einem darüber liegenden kleinen Raum bedient wurden. [1] Die Brückenkeller wurden verfüllt und mit Pflaster versehen. [3]

Die Tordurchfahrt des Neutors ist wie das Schönborntor leicht gekrümmt, um ein direktes Durchschießen zu verhindern. Beinahe mittig darin befindet sich noch die Führung für ein Fallgatter. An beiden Seiten des Durchgangs befinden sich Kasematten, die gegenwärtig geschlossen sind (Schutz vor Müll). Die Schießscharten sind so angeordnet, dass für anrückende Feinde nirgends eine Deckung möglich gewesen wäre. Die Torwachen des Neutors haben sich vermutlich oft auch gelangweilt und aus diesem Grund Buchstabenkritzeleien am Torgewände hinterlassen. Tiefe Wetzrillen der Wachmänner sind außerdem an der innersten Schießscharte noch zu sehen: Hier haben diese ihren Hellebarden den letzten Schliff gegeben. [4]

Öffnungen im Dachgewölbe dienten der Belüftung und sorgten dafür, dass der Pulverdampf schnell abziehen konnte. [3]

Schauseiten

Äußere Schauseite

Der markante, bewaffnete Wächter, Fratzenmasken und weiteren Figuren an der dreigliedrigen, trutzigen Rustika stammen vermutlich von Zacharias Juncker, dem Jüngeren oder dessen Vater Zacharias Juncker, dem Älteren. An der eher einfach verzierten Außenseite zeigt sich im Dreiecksgiebel ein von grimmigen Löwen gehaltenes, gemehrtes Schönborn-Wappen. Die Löwen stehen sinnbildlich für Stärke und unterstreichen die Wahrhaftigkeit des Bauwerks und der Verteidiger gegenüber anrückenden Feinden.

Innere Schauseite

Selbiges Wappen befindet sich - diesmal von Engeln getragen - auch an der Innenseite (innere Schauseite) des Tores. Umgeben wird dieser Torschmuck von einer Vielzahl an auf Girlanden befindlichen Putten, Frauengestalten und Engeln. Die beiden Frauen links und rechts des Wappens verkörpern die Jugend und das Alter: Links die Jugend mit Füllhorn in der Hand, aus dem Früchte und Blüten (Symbole für Frühling) quellen. Auf dem Kopf trägt sie Blumenschmuck. Rechts das Alter mit Trauben in einem Korb (Symbol für den Herbst). Bei genauem Hinsehen erkennt man, dass die alte Frau ein lückenhaftes Gebiss besitzt. [4] Mittig über dem Torgiebel thront Herakles, links und rechts davon befinden sich steinerne Heldenbilder (Krieger), die wie Wachmänner zusammen mit zwei Löwen über der Tordurchfahrt wachen. Auf der inneren Schauseite des Tores befinden sich streng symmetrisch rechts- und linksseitig außerdem Wachräume.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Elmar Hofmann: Die unterirdischen Wehranlagen der Festung Marienberg in Würzburg. Eine Dokumentation. 7. Auflage, Schöningh Buchhandlung & Verlag, Würzburg 2015, S. 59, ISBN: 978-3-87717-858-4
  2. Tilman Kossatz: Johann Philipp Preuss (1605-ca.1687. Ein Betrag zur Genese barocker Bildkunst in Franken. Mainfränkische Studien Band 42/I + II, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V., Würzburg 1988, S. 163 ff. und Abb. 59
  3. 3,0 3,1 Marianne Erben: Unsere Würzburger Festung. Echter Verlag, Würzburg 1998, S. 10
  4. 4,0 4,1 Marianne Erben: Unsere Würzburger Festung. Echter Verlag, Würzburg 1998, S. 11

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