Seitenaltäre in der Schönbornkapelle

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Die beiden Seitenaltäre in der Schönbornkapelle, der östliche mit der Darstellung einer Pietà und der westliche mit dem Kruzifix und Maria Magdalena, sind aufgrund der archivalischen Überlieferungen zeitlich in die Jahre 1734 und 1735 zu fixieren, so dass gleichzeitig, jedenfalls ab 1734, an den Altären und den Grabmälern gearbeitet wurde. Es ist deshalb davon auszugehen, dass Claude Curé bei der Ausführung mit Gehilfen zusammengearbeitet haben muss.

Material

Beide Gruppen wurden aus Grünsandstein gearbeitet, die Körperteile sind erst mit bronzefarbener Lasur bearbeitet, die plastisch hervortretenden Stellen wieder abgerieben, so dass die Steinfarbe wieder erscheint. Die Gewänder sind mit Blattgold belegt. Beim westlichen Seitenaltar ist das Kreuz oberhalb der Hand der Magdalena aus Holz, ebenso das Kruzifixus; gleiche Oberflächenbehandlung wie die Steinfiguren.

Entstehung

Am 17. Juli 1734 ist das erste Mal von deren Ausführung die Rede; dabei gab Friedrich Karl von Schönborn die Erlaubnis, den Maler Johann Rudolf Byss zur Aufnahme oder – was nicht eindeutig aus der Stelle hervorgeht – zur Beschleunigung der Arbeiten an den Altären zu Rate zu ziehen. Der Beginn der Ausführung dürfte jedoch nicht vor 1734 anzusetzen sein. Am 23. März 1735 standen die Marmormensen; an den figürlichen Arbeiten waren nur noch die letzten Arbeiten (Zieraten) zu verrichten; am 24. April ließ Balthasar Neumann die Arbeit an den zwei Altären beschleunigen, um sie 14 Tage später setzen zu können. Die Vollendung der Pietà und des westlichen Altars fand am 22. Mai 1735 statt. Am 18. Februar 1736 berichtete Neumann, der Grund sollte bronzefarben werden, die Gewänder sollten vergoldet und poliert werden. Letzte Nachricht über die Altaraufsätze vom 18. September 1736: es fehle „nichts sonderliches ahn denen 2 Seiten Altären“, nur seien die Zieraten gelb gestrichen; Neumann fragte an, ob man sie nicht auch vergolden könne.

Beschreibung

Pietà

Östlicher Seitenaltar mit Pietà

Auf zweistufigem Unterbau erhebt sich die Mensa in Form eines Sarkophags mit einer vielfach geschwungenen, nach oben und vorn ausladenden Wandung.

Die Mensa ist an der Kapellenwand angesetzt und schließt in Höhe der Pilasterblasen seitlich des Fensters ab. Darauf der Altaraufsatz, der mit der Pietà-Gruppe in seiner Tiefe einen Teil der Fensternische einnimmt. Sichtbar ist nur seine von Antonio Giuseppe Bossi reich stuckierte Vorderseite, unten konkav geschwungen und in gleicher Breite wie die Mensaplatte, noch oben zu sich verjüngend und leicht gewölbt. Der obere Rand, in der Mitte vorspringend, nimmt genau ein Pilasterintervall ein. Die seitlichen Ränder des Aufsatzes tragen nach oben je einen zur Mitte schauenden Engelskopf, nach unten laufen sie in langgezogene, einwärts gerollte Voluten aus, die an den Pilastern flach aufliegen. Eine große Inschriftkartusche bildet die Mitte; davor der Sockel für einen kleinen Kruzifixus.

Für den unteren Teil der Figurengruppe bildet die leicht abgeschrägte Fensterbrüstung den Hintergrund, der Oberkörper der Maria dagegen ragt in die Höhe des Fensters hinein. Maria sitzt breitgelagert auf einem kaum sichtbar werdenden felsartigen Untergrund, das linke Bein zurückgestreckt, das vorgesetzte rechte trägt den Oberkörper des Leichnams, der mit den Beinen rechts am Boden aufliegt und dessen Hände und Beine Wundmale zeigen. Marias rechte Hand stützt den Leichnam am Rücken, wodurch ihre rechte Schulter nach hinten gedreht wird. Die Linke berührt den Leib des Toten, dessen linker Arm an seinem Oberschenkel anliegt. Der Oberkörper der Maria ist leicht nach vorn gebeugt, das Haupt in die Höhe nach rechts gestreckt. Die markanten Gesichtszüge sind für Curé charakteristisch. Das Haar ist gelockt, in der Mitte gescheitelt und vom Mantel bedeckt, der zu beiden Seiten in großen Bahnen herabfällt. Darunter dünnes, langärmliges Gewand – lang und gegürtet – am Halsansatz abschließend. Der Kopf des Leichnams ist im Profil zu sehen; enge Verwandtschaft zu dem Haupt des Kruzifixus vom westlichen Seitenaltar.

Kruzifixus mit Maria Magdalena

Westlicher Seitenaltar mit Kruzifixus und Maria Magdalena

Mensa und Altaraufsatz mit dem östlichen Seitenaltar (Pietà) gleich; siehe dortige Beschreibung.

Vor der abgeschrägten Fensterbrüstung ist das Kreuz etwa im Mittelpunkt der Altarplatte aufgestellt, daneben ein sitzender Putto, rechts Magdalena, die mit ihrem Oberkörper ins Fenster hineinragt. Das Kreuz mit dem Kruzifixus schließt oben wenig unter dem Arkadenscheitel ab, die Querbalken liegen in Höhe des umlaufenden Gesimses, das seitlich des Fensters ausläuft.

Magdalena, in dünnes Gewand und einen Überwurf gekleidet, ist im Profil gezeigt. Sie kniet, halb aufgerichtet und zurückgebeugt, auf felsartigem Untergrund. Das linke sichtbare Bein ist stark abgewinkelt; der unter dem Mantel heraustretende Fuß reicht fast bis an den Nischenrand heran. Mit ihrer rechten Hand umfasst Magdalena den Kreuzstamm, die linke Hand liegt – im Beteuerungsgestus – auf der Brust. Der Oberkörper wird zum Betrachter hin gedreht, so dass der rechte Arm kaum verdeckt ist. Nach links blickt auch der geflügelte Putto, der auf der anderen Seite des Kreuzes in Vorderansicht sitzt und dessen Beine nach links gewinkelt sind. Er legt seine linke Hand auf einen Totenschädel, der am Fuß des Kreuzes liegt; die Rechte weist auf die danebenliegende Schlange mit dem Apfel im Rachen.

Der Kruzifixus: Christus ist lebend dargestellt und schaut nach links in die Höhe. Der Mund ist halb geöffnet, die Arme weit ausgestreckt. Hüften und Oberschenkel sind nach rechts verschoben, wo auch das faltenreiche Lendentuch mit einer Kordel zusammengehalten wird und weit herabfällt. Das rechte Bein ist vorgeschoben; der Fuß liegt auf dem linken auf uns ist mit diesem angenagelt. Der Christuskopf gelockt, mit Schnurrbart und kurzem Backenbart. Die Augenbrauen in der typischen Weise zusammengezogen wie auch bei Magdalena; die Wangenknochen treten hervor (enge Verwandtschaft mit dem Kopf des Christus von der Pietà). Das Gesicht der Magdalena zeigt ähnliche Züge wie das der Maria von der Pietà. Das Gewand ist gegürtet, der Überwurf wird vorn unter dem Hals mit einer Brosche zusammengehalten; ein langes, schweres Ende hängt vom rechten Arm herab, das andere Ende wird in weitem Bogen um die linke Hüfte und den Oberschenkel nach vorn herumgeführt.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Walter Boll: Die Schönbornkapelle am Würzburger Dom. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte des XVIII. Jahrhunderts. Georg Müller, München 1925 (Zugleich: Würzburg, Univ., Diss., 1922)
  • Ute Nadler: Der Würzburger Hofbildhauer Claude Curé in: Mainfränkische Studien Band 8, Würzburg 1974 (Zugleich Philosophische Dissertation - Würzburg 1972), S. 272 ff.
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