Johannes Bolongaro Crevenna

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Blick in die Semmelstraße. Das achte Gebäude auf der linken Seite war Wohnhaus und Fabrik der Familie Bolongaro Crevenna

Johannes Bolongaro Crevenna (* 3. April 1807 in Amsterdam; † 16. Oktober 1871 in Würzburg) war ein Würzburger Tabakfabrikant und ein großer Förderer des „Vereins zur Beförderung der Kreisblindenanstalt für Unterfranken und Aschaffenburg“.

Herkunft der Familie

Die Vorfahren der Bolongaro Crevenna stammen aus Stresa am Lago Maggiore in Italien. Jakob Philipp Bolongaro (* 1710 als Giacomo Filippo Bolongaro in Stresa) war zu Anfang des 18. Jahrhunderts als Kaufmann von Italien nach Frankfurt am Main ausgewandert. Dort ernannte ihn der letzte männliche Inhaber der Schnupftabak-, Tee- und Kaffeehandlung „Gebrüder Matthey“ Jakob Philipp Matthey im Mai 1734 zu seinem Vertreter. 1745 heiratete Jakob Philipp Bolongaro dessen Tochter und Alleinerbin Anna Maria Matthey. Als Jakob Philipp Matthey im selben Jahr starb, übernahm Jakob Philipp Bolongaro als Schwiegersohn und alleiniger Erbe, zusammen mit seinen Brüdern Joseph Maria Marcus Bolongaro und Franz Maria Bolongaro, diese Handlung und spezialisierte sie auf Schnupftabak.

Bald darauf wurde der Schnupftabakhandlung die Fabrikation von Schnupftabak angegliedert. Jakob Philipp siedelte nach Amsterdam über, sein Bruder Joseph führten in Frankfurt und Franz in Leipzig die Geschäfte.

Die zweite Tochter von Jakob Philipp Bolongaro und Anna Maria Matthey war Antonia Maria Bolongaro und heiratete um 1768 den Mailänder Pietro Antonio Crevenna. So entstand der Doppelname „Bolongaro Crevenna“. Mit dem Tode seines Onkels Joseph Bolongaro im Jahre 1779 und Schwiegervaters Jakob Philipp Bolongaro 1780 übernahm Peter Anton Bolongaro Crevenna die alleinige Leitung der Firma, die von nun an den Namen Bolongaro Crevenna führte. Dem Erben fiel ein nach damaligen Begriffen ungeheures Vermögen in Höhe von über 2 Millionen Gulden zu. Peter Anton verlor allerdings fast sein gesamtes Vermögen durch unglückselige Finanz- und Anleihegeschäften, die er mit dem französischen Staat eingegangen war. Da aber das Besitztum in Höchst ungeteilt erhalten und die Güte des Schnupftabaks sowie der Ruf des Hauses in Europa unerschütterlich waren, konnte der Konkurs durch die Verdienste der Söhne des Peter Anton Bolongaro Crevenna im Jahre 1801 so gut wie beendet und das Verlorene im Handel zurückgewonnen werden.

Der erste Sohn von Peter Anton und Antonia Maria Bolongaro Crevanna Jaques Philipp Bolongaro Crevenna (* 1. Januar 1769 in Amsterdam) heiratete Anna Dorothea van Limbeek (* 3. Februar 1777 in Amsterdam), die ihm 1801 Joseph Anton und 1807 Johannes Bolongaro Crevenna gebar.

Ein jüngerer Bruder Jaques Philipps Johann Baptist Maria Bolongaro-Crevenna, ein ehemaliger Offizier in holländischen Diensten, lebte bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts als Privatier und Maler in Würzburg. Nachdem Jaques Philipp am 18. Januar 1818 in Amsterdam gestorben war, zog die Witwe Anna Dorothea mit ihren beiden Söhnen im Jahre 1825 zu ihrem Schwager nach Würzburg.

Leben und Wirken

Johannes Bolongaro Crevenna war eine Zeit lang bei beiden Firmen, in Frankfurt und Würzburg, Teilhaber, ließ sich jedoch später ganz in Würzburg nieder und wohnte in der Maxstraße 5. Er heiratete Maria Isabella Gertrude Sauer aus Würzburg, die Tochter des Universitätsrentbeamten und Hauptkassiers Franz Xaver Sauer und kümmerte sich hauptsächlich um die Firma. In Not geratenen Mitbürgern war er - ähnlich wie sein Bruder - ein stets hilfsbereiter Wohltäter. Mit seinem Bruder Joseph Anton eröffnete er in der Semmelstraße 15 eine neue Niederlassung der Schnupftabakfabrik „Bolongaro Crevenna“, sehr zum Missfallen des hiesigen Tabakfabrikanten Joseph Schürer, der allerdings erfolglos bei der Regierung des Untermainkreises dagegen protestierte.

Ehrungen und Auszeichnungen

Mit Zustimmung der Gemeindebevollmächtigten und der Bestätigung durch König Maximilian II. Joseph von Bayern war er am 24. September 1856 zusammen mit Ludwig Wickenmayer von der Stadt Würzburg zum Ehrenbürger ernannt worden.

Stiftung

Die Ernennung von Johannes Bolongaro Crevanna zum Ehrenbürger der Stadt Würzburg war eine Auszeichnung für die ganze Familie, die sich in Würzburg karitativ betätigt hatte. Bereits die Mutter Anna Dorothea war in vielen sozialen Stiftungen aktives Mitglied gewesen. Ihre beiden Söhne hatten in ihrer Firma als erste in Würzburg eine Krankenversicherung für ihre Arbeiter und Zigarrenwicklerinnen eingeführt.

Die beiden Ehefrauen Bolongaro Crevanna stifteten der Stadt Würzburg nach dem Tode ihrer Ehemänner und in deren Sinne anlässlich des 50-jährigen Firmenjubiläums die Summe von 100 000 Gulden in Form von Pfandbriefen der königlich bayerischen Hyptheken- und Wechselbank. Diese Stiftung sollte vom Bürgerspital verwaltet werden. Im Stiftungsbrief ist nachzulesen, dass das Grundkapital einer Stiftung dienen sollte, die nach den Brüdern zu benennen war und folgende Personen unterstützen sollte:

  • hilfsbedürftige und unbescholtene Witwen und Waisen von Kaufleuten, Fabrikanten und Gewerbsleuten, die mindestens zehn Jahre in Würzburg ansässig gewesen waren
  • hilfsbedürftige und unbescholtene Witwen und Waisen von Arbeitern, die mindestens zehn Jahre bei der Firma Bolongaro Crevenna beschäftigt gewesen waren
  • direkte, eheliche, hilfsbedürftige Nachkommen des Joseph Anton und der Maria Apollonia Bolongaro Crevenna.

Letzte Ruhestätte

Johannes Bolongaro Crevenna wurde auf dem Würzburger Hauptfriedhof bestattet. Das Grab von Bolongaro-Crevenna und Adelmann befindet sich in der 1. Abteilung des Hauptfriedhofes an der Mauer zur 8. Abteilung.

Posthume Würdigung

Nach dem Ehrenbürger Johannes Bolongaro Crevenna und seiner Familie ist die Crevennastraße im Würzburger Stadtbezirk Altstadt benannt.

Siehe auch

Quellen

  • Beate Kann: Würzburgs Ehrenbürger 1837 bis 1858. Eine Ausstellung des Stadtarchivs Würzburg vom September 1994 - Februar 1995
  • Achim Schürer: Die Bolongaro aus Stresa, in: Achim Schürer: Die Schürer-Chronik. Erlebte Geschichte, Druckerei Theis GmbH, Würzburg 2001, S. 56-64
  • Stammtafel Bolongaro, in: Achim Schürer: Die Schürer-Chronik. Erlebte Geschichte, Druckerei Theis GmbH, Würzburg 2001, S. 426
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